7 Tipps, um Symbole verständlich in Notizen & Folien einzubinden
Aktualisiert: 14.12.2022 | Mit (*) sind Partner-Links gekennzeichnet, die zum sozialen Buchhandel führen.
Gerade die einfach zu zeichnenden Symbole sind oft nicht selbsterklärend. Worauf du achten kannst, um trotzdem verständliche Notizen, PowerPoint-Folien oder Flipcharts zu erstellen, erfährst du in diesem Beitrag.
Ich bin Fan davon, an Beispielen zu lernen. Der große Vorteil bei Visualisierungs-Beispielen ist, dass wir sie in unserem Alltag finden. Wir müssen dafür nur die Augen offenhalten. Normalerweise sind wir ständig umgeben von visuellen Eindrücken. Allein schon in der eigenen Wohnung, zum Beispiel in der Küche: Von der Brötchentüte über die Milchflasche bis hin zur Linsenpackung – visuelle Gestaltung überall, als Etikett, Aufdruck & Co.
Wenn wir auf die Straße treten, geht es nahtlos weiter: Jedes Verkehrsschild ist Teil visueller Kommunikation. Und das Ziel gerade bei Verkehrsschildern ist, von möglichst vielen Menschen (egal, ob sie Buchstaben lesen können oder nicht) möglichst schnell und möglichst eindeutig verstanden zu werden. Das heißt, von der Gestaltung von Straßenschildern und Verkehrsleitsystemen können wir besonders viel lernen, wenn es darum geht, möglichst allgemeinverständliche Symbole zu finden.
(Zur Erinnerung: Symbole sind nur eine von vielen Möglichkeiten, zu visualisieren – geschriebene Wörter und Texte sind ebenfalls Visualisierungen).
Viel häufiger als allgemeinverständliche Symbole sind allerdings Symbole/Piktogramme, die mehrdeutig und nicht selbsterklärend sind. Die, die Kontext brauchen, damit man sie richtig versteht. Deswegen holen wir uns heute die Inspiration nicht bei Verkehrsschildern, sondern knöpfen uns eine Kühlschrank-Anleitung vor, die (nahezu) ohne Worte auskommt.
Ohne Worte: Was du von einer Kühlschrank-Anleitung für deine Notizen lernen kannst
Wir haben vor kurzen einen neuen Kühlschrank bekommen. Und mit dem Kühlschrank kam dann auch der übliche Stapel an Begleitpapieren. Solche Geräte werden buchstäblich in alle Welt verkauft, deswegen werden einerseits Sicherheitshinweise und Garantiebedingungen in drölfzig Sprachen mitgeliefert (gerne sehr viel Text sehr kleingedruckt). Anderseits gibt es noch das andere Extrem: Hinweise und Übersichten, die (nahezu) ohne Text auskommen. Und genau so eine Übersicht war auch bei diesem Kühlschrank dabei.
Ich nehme die Anleitung für dich auseinander und erkläre, welche allgemeinen Prinzipien hinter der Gestaltung stecken, damit du sie für deine eigenen Notizen, Folien und Flipcharts, Erklärplakate oder Arbeitsunterlagen nutzen kannst.
Die Gestaltungs-Prinzipien der Anleitung
Prinzip #1: Kontext schafft Verständnis
Nicht alle Symbole sind selbsterklärend – das müssen sie auch nicht sein. Zumindest nicht, wenn der Kontext klar ist. Der Kontext hilft beim Einordnen und Verstehen.
Sehen wir uns einmal direkt die erste Grafik auf der Übersicht an:
Da gibt es also zwei breitere Rechtecke, die ein „Gesicht“ haben und ein Dollarzeichen auf dem „Bauch“, zwei schmalere Rechtecke mit Plus- und Minuszeichen sowie ein Dreieck.
Die Aussage hinter dieser Grafik erschließt sich erst, wenn wir den Kontext kennen. Der Kontext hier ist, dass diese Übersicht zusammen mit einem Kühlschrank geliefert wurde.
Daraus schließen wir, dass die breiteren Rechtecke einen Kühlschrank symbolisieren. Wenn dieser Kontext fehlte, könnte das Rechteck als alles Mögliche gedeutet werden: Mobiltelefon, Tablet, Hochhaus, Umzugskarton, Comicfigur, Postkarte… Es gibt unzählige Dinge, deren Umriss rechteckig ist. Wenn wir den Kontext nicht kennen, interpretieren wir jeweils das hinein, was uns gerade am plausibelsten erscheint. Das kann von Mensch zu Mensch (und auch von Situation zu Situation) höchst unterschiedlich sein.
Die Erkenntnisse daraus:
- Wenn du für deine Unterlagen einfache, reduzierte Symbole verwenden willst, hilft es, deinen Leser:innen den Kontext gleich mitzuliefern. Zum Beispiel einfach durch Erzählen – so, wie ich das am Anfang dieses Beitrags gemacht habe, indem ich den Kühlschrank erwähnt habe. So kannst du gewährleisten, dass deine Leser:innen das Symbol so interpretieren, wie du es gemeint hast (also zum Beispiel darin einen Kühlschrank erkennen und nicht ein Handy).
- Gleichzeitig hilft der Kontext auch uns als Ersteller:innen: Wir können ein einfach zu zeichnendes Symbol wählen, obwohl es (ohne den Kontext) vielleicht mehrdeutig ist – wie das Rechteck.
Prinzip #2: Wir lesen diese Zeile als Abfolge zweier Bilder
Eines steht links, das andere rechts. Der Mechanismus, der hier dahintersteckt, besteht aus zwei Teilen. Zum einen interpretieren wir das Dreieck in der Mitte als Pfeil, der die Zeile in eine linke und eine rechte Seite gliedert (und gleichzeitig die Leserichtung der Abfolge vorgibt). Zum anderen bilden die Symbole räumliche „Grüppchen“ durch unterschiedlich große Abstände.
Durch unterschiedliche Abstände bilden sich visuell Grüppchen. Deswegen lesen wir diese Zeile als Abfolge zweier Bilder.
Vielleicht kommt dir das mit der Bildfolge bekannt vor: So funktionieren Comics. Da heißt dann die Abfolge „Sequenz“ und die Bilder „Panels“. Stell dir einen Rahmen um die Bilder vor, dann weißt du, was ich meine:
Ein Rahmen um die einzelnen Bilder verstärkt noch einmal den Eindruck der Abfolge – ist aber zum Verständnis nicht unbedingt nötig. Die Anleitung verzichtet darauf.
Der Mechanismus, der hier dahintersteckt, besteht aus zwei Teilen. Zum einen interpretieren wir das Dreieck in der Mitte als Pfeil, der die Zeile in eine linke und eine rechte Seite gliedert (und gleichzeitig die Leserichtung der Abfolge vorgibt). Zum anderen bilden die Symbole räumliche „Grüppchen“ durch unterschiedlich große Abstände.
Die Erkenntnisse daraus:
- Wenn du Veränderungen darstellen willst (»von Zustand A zu Zustand B«), verwende eine Abfolge von Bildern.
- Mache durch unterschiedliche Abstände deutlich, was zusammengehört und was nicht. Falls nötig, setze zusätzlich Rahmen ein.
- Verwende Pfeile, um die Leserichtung unmissverständlich klarzumachen.
Prinzip #3: Wir erfassen die inhaltliche Aussage erst durch den optischen Vergleich
Vergleichen wir linkes und rechtes Bild, dann fällt auf, dass es einerseits es Symbole gibt, die sich wiederholen (die Skala mit +/- und der Beschriftung „kWh“, das Kühlschrankrechteck). Anderseits zeigen sich auch Unterschiede (der Gesichtsausdruck, Größe des Dollarzeichens, die Farbverteilung in der Skala).
Durch die Gegenüberstellung vergleichen wir »automatisch« die linke und die rechte Seite. Unser Gehirn ist darauf eingestellt, nach Unterschieden zu suchen. Deswegen ist es wichtig, nur die relevanten Elemente zu verändern.
Erst durch diesen Vergleich erschließt sich der Sinn. Wir leiten eine Bedeutung ab, in diesem Beispiel so etwas wie: „Ein hoher Energieverbrauch kostet mehr Geld und ist irgendwie nicht so gut. Ein niedriger Energieverbrauch kostet weniger Geld und ist besser.“
Die Erkenntnisse daraus:
- Mach es deinen Leser:innen leicht, zu vergleichen.
- Mach dir klar, welche Symbolelemente sich unverändert wiederholen müssen, und welche du anpassen musst, um die Veränderung anzuzeigen.
Prinzip #4: Aus Wiederholungen leiten wir Regeln ab
In der Anleitung wiederholen sich in den nächsten beiden Zeilen bestimmte Elemente, die schon in der ersten Zeile vorkommen:
- Das Symbol für den Kühlschrank,
- die beiden Gesichtsausdrücke,
- das Dreieck als Richtungspfeil,
- die Abfolge von zwei Bildern.
Wir erkennen eine Regel: Was links des Dreiecks/Pfeils steht, ist negativ; was rechts zu sehen ist, ist positiv.
Durch die Gegenüberstellung vergleichen wir »automatisch« die linke und die rechte Seite. Unser Gehirn ist nicht nur darauf eingestellt, nach Unterschieden zu suchen, sondern auch nach Gemeinsamkeiten. Wiederholt sich etwas oft genug, leiten wir daraus ab, dass sich das Muster auch im Weiteren fortsetzt.
Obwohl sich das Symbol für den Kühlschrank ab der vierten Zeile ändert (und es kein „Gesicht“ mehr als Hinweis für gut/schlecht gibt), funktioniert das Rechts/Links-Schema weiterhin. Wir übernehmen diese Vorannahme aus den ersten drei Zeilen. (Gleichzeitig gibt es ein Element, das durchgängig auftaucht und sich von oben nach unten durchzieht: das Dreieck.)
In der sich wiederholenden Abfolge aus den ersten drei Zeilen erkennen wir ein Muster: links sind Negativ-Beispiele, rechts Positiv-Beispiele. Durch die Wiederholung wird das Muster als „regelhaft“ etabliert. Wir übernehmen die Deutung auch für die folgenden Zeilen, obwohl sich die Symbole ändern.
Die Erkenntnisse daraus:
- Nutze Wiederholungen, um »Deutungsregeln« zu etablieren.
- Bleibe konsistent, wechsle nicht willkürlich die Position von Elementen. (Im Beispiel ist negativ immer links.)
Prinzip #5: Abweichungen messen wir eine Bedeutung bei
In der Anleitung fällt auf, dass in der ersten Zeile auf dem Blatt der Hintergrund blau ist und die meisten Symbole weiß. In allen Zeilen darunter ist es umgekehrt, da haben wir blau auf weißem Hintergrund. Das macht die erste Zeile besonders. Wir deuten sie als „Überschrift“ bzw. erwarten, dass hier ein übergeordnetes Thema zu sehen ist.
Tatsächlich ist das auch so (platt gesagt: „hohe Kosten durch hohen Energieverbrauch, niedrige Kosten durch niedrigen Energieverbrauch“). Die Zeilen darunter zeigen dann jeweils einzelne Situationen, die zu einem höheren bzw. niedrigeren Verbrauch führen.
Die blaue Zeile ist anders als der Rest und signalisiert, dass auch inhaltlich hier etwas anders ist. Durch den dunkleren Farbeindruck und die Position ganz oben deuten wir sie als Überschrift.
Beim Wenden des Blattes fällt auf, dass es auf der Rückseite zwei weitere Zeilen gibt, die – wieder anders als der Rest – einen blauen Hintergrund haben. Wir verstehen: Auch das sind wohl „Überschriften“ und schauen aufmerksamer hin, um ihre Bedeutung zu erfassen.
Dasselbe passiert auf der Rückseite: Die beiden blauen Zeilen gliedern die Seite, wie wir es von Überschriften erwarten.
Was wir noch wahrnehmen, wenn wir uns die Rückseite als Ganzes anschauen: Schon auf den ersten Blick gibt es eine Zweiteilung. Die obere Blatthälfte unterscheidet sich eindeutig von der unteren. Während es oben noch die Sequenz mit dem Rechts/Links-Schema gibt, stehen unten sozusagen „Einzelpanels“.
Unterschiedliche Layouts stehen für unterschiedliche Inhalte.
Inhaltlich wird oben (wie auf der Vorderseite) „gut“ und „schlecht“ vergleichend nebeneinandergestellt. Hier geht es dann darum, wie sich Geräusche reduzieren lassen. Auf der unteren Blatthälfte wird nicht mehr verglichen, sondern es werden drei Geräusche (und ihre Ursachen) visualisiert. Gestalterisch ist es eher eine Aufzählung und inhaltlich geht es um Geräusche, die »in Ordnung/normal« für Kühlschränke sind.
Die Erkenntnisse daraus:
- Behandle besondere Inhalte auch visuell besonders.
- Hebe wichtige Inhalte klar hervor (dunkler, größer, dicker, an einprägsamer Stelle…).
- Nutze Abweichungen in der Gestaltung, um inhaltliche Wechsel zu kennzeichnen.
Prinzip #6: Die Gestaltung bestimmt, was wir zuerst wahrnehmen
Häufig geht es bei diesem Prinzip um markante Schlüsselbilder, in diesem Fall ist es noch viel konkreter: Das Blatt ist in der Mitte gefaltet (ja, auch das kann zur Gestaltung gehören!). Wie (d. h. in welche Richtung) das Blatt gefaltet ist, legt fest, was wir zuerst sehen – und dadurch als Vorderseite interpretieren. Die Rückseite ist weggefaltet und zunächst nicht sichtbar. Die Art der Faltung bestimmt also auch die Leserichtung.
Bei gefalteten Layouts nehmen wir die Außenseiten zuerst wahr. Das beeinflusst unsere Leserichtung, also in welcher Reihenfolge wir Inhalte erfassen.
Die Erkenntnis daraus:
- Beachte, wie sich auch vermeintliche Kleinigkeiten darauf auswirken, was deine Leser:innen zuerst wahrnehmen.
Prinzip #7: Was inhaltlich zusammengehört, steht zusammen
In diesem Beispiel ist das besonders gut sichtbar: Auf der Vorderseite geht es ums Energie- und Kostensparen, auf der Rückseite um Geräusche. Das heißt, hier gibt es eine eindeutige Trennung der Inhalte, die auch optisch wahrnehmbar ist.
In der sich wiederholenden Abfolge aus den ersten drei Zeilen erkennen wir ein Muster: links sind Negativ-Beispiele, rechts Positiv-Beispiele. Durch die Wiederholung wird das Muster als „regelhaft“ etabliert. Wir übernehmen die Deutung auch für die folgenden Zeilen, obwohl sich die Symbole ändern.
Die Erkenntnis daraus:
- Du hilfst deinen Leser:innen bei der Orientierung, wenn zusammengehörige Inhalte auch optisch zusammengehörig dargestellt sind.
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