Aktualisiert: 25.10.2022 | Mit (*) sind Partner-Links gekennzeichnet, die zum sozialen Buchhandel führen.
Arbeitsplakate und Erklärplakate sind Geschwister. Beide kannst du in deinen Coachings, Trainings oder Beratungen als visuelle Tools sehr effektiv einsetzen – insbesondere, wenn sie Hand in Hand gehen. Du kannst also zum Beispiel zuerst mit einem Erklärplakat in ein neues Kursthema starten und dann ein Arbeitsplakat einsetzen, mit dem deine Teilnehmenden die Inhalte weiter vertiefen.
Der Unterschied zwischen Arbeits- und Erklärplakaten ist der Verwendungszweck. Erklärplakate nutzt in der Regel du selbst, um etwa deinen Kund:innen fachliche Inhalte oder deinen Kursteilnehmenden die nächste Übungsaufgabe zu erklären. Für dich geht es also ums Vermitteln und für deine Teilnehmenden ums Verstehen. In dieser Situation bist du aktiv und deine Teilnehmenden konsumieren deine Erklärungen.
Bei Arbeitsplakaten werden deine Teilnehmenden hingegen selbst aktiv. Sie hören und sehen dir nicht passiv zu, sondern werden animiert, selbst etwas zu tun.
In diesem Artikel lernst du die Vorteile von Arbeitsplakaten kennen und ich zeige dir Beispiele für Arbeitsplakate aus meinen eigenen Trainings und Coachings. Außerdem erkläre ich kurz und knapp, wie ich sie effektiv einsetze. Lass dich davon gerne inspirieren!
Welche Vorteile Arbeitsplakate haben
1. Arbeitsplakate sind effektiv für deine Teilnehmenden
Sie festigen Gelerntes durch eigenes Tun noch einmal ganz anders, als wenn sie dir nur zuhören. Inhalte werden durch das eigene Umsetzen nachhaltiger im Gedächtnis verankert. Außerdem helfen Arbeitsplakate beim Praxistransfer: Bestenfalls sind sie so gestaltet, dass sie deine Teilnehmenden dabei unterstützen, Wichtiges direkt in ihren Alltag zu übertragen.
Dabei bist du nicht limitiert auf die Veranstaltung selbst: Du kannst Arbeitsplakate auch dafür einsetzen, deine Teilnehmenden schon vor deinem Seminar oder Kurs auf bestimmte Themen einzustimmen bzw. nach der Veranstaltung den Transfer in den Alltag zu erleichtern. Oft ist es sinnvoll, bestimmte Arbeitsplakate nach einem Kurs mitzugeben bzw. als Datei zur Verfügung zu stellen, damit die Inhalte weiterhin präsent bleiben.
2. Arbeitsplakate erleichtern deine Arbeit als Trainerin oder Coach
In den Arbeitsphasen deiner Teilnehmenden musst du dein Energielevel nicht so hoch halten, wie in Inputphasen, wo alle Augen auf dich gerichtet sind. Arbeitsplakate in deinen Veranstaltungen zu nutzen, ist also auch gut, um dir selbst immer wieder kleine Regenerationsinseln zu verschaffen.
Außerdem bekommst du mithilfe von Arbeitsplakaten einen guten Überblick darüber, wie weit deine Teilnehmenden inhaltlich sind:
- Haben sie die letzte Lerneinheit gut verdaut?
- Welches Vorwissen bringen sie schon mit?
- Wo kannst du noch unterstützen?
- …
Das alles lässt sich durch Arbeitsplakate oft sehr viel einfacher (und differenzierter!) feststellen, als wenn du nur mündlich Fragen stellst.
4 verschiedene Möglichkeiten für Arbeitsplakate
- Du kannst deine Teilnehmenden selbständig mit den Arbeitsplakaten arbeiten lassen – zum Beispiel, indem sie Ideen oder Erkenntnisse eintragen.
- Du kannst gemeinsam mit deinen Teilnehmenden Inhalte erarbeiten – etwa bei einer Zurufabfrage im Gruppenkurs oder der biographischen Arbeit im Einzelcoaching.
- Du kannst Arbeitsplakate komplett vorbereiten, sodass nur noch Inhalte eingetragen werden müssen.
- Du kannst eine Vorlage zeigen und deine Teilnehmenden sowohl das Arbeitsplakat als auch die Inhalte erarbeiten lassen.
Wofür du dich jeweils entscheidest, hängt von deinen didaktischen Zielen ab. Wie bei Erklärplakaten auch, hilft es, wenn du eine möglichst klare Vorstellung vom Ablauf deines Kurses oder Seminars hast. Dein Kurskonzept sollte also stehen, bevor du anfängst, Arbeitsplakate zu erstellen.
Beispiele für Arbeitsplakate
Die folgenden Beispiele sind nur eine kleine Auswahl dessen, was mit Arbeitsplakaten möglich ist. Wenn du an einem Arbeitsplakate-Workshop bei mir teilnimmst, entwickelst du deine eigenen Ideen und Layouts – so, dass es zu dir und deinen Angeboten passt. Das kann so ähnlich aussehen wie in den Beispielen hier… oder komplett anders.😉
Beispiel #1: Die Erwartungsabfrage als Arbeitsplakat(e)
Diese Erwartungsabfrage setze ich relativ früh ein, insbesondere in mehrtägigen Trainings. Optisch unspektakulär und sehr leicht zu erstellen, ist sie dennoch ein sehr wichtiges Tool für das gegenseitige Kennenlernen in der Gruppe, das Schaffen von Vertrauen und das Aktivieren von Mitverantwortung für den Lernprozess.
Technisch gesehen stelle ich drei Fragen:
- Was möchte ich hier lernen?
- Was sollte hier auf keinen Fall passieren?
- Welche Ideen möchte ich hier einbringen?
Und ich lasse viel Platz für die Antworten. In analogen Präsenztrainings nutze ich dafür drei Flipcharts, in Online-Präsenztrainings die Arbeitsfläche auf einem virtuellen MURAL-Board.
Mein Dreier-Set an Arbeitsplakaten für die Erwartungsabfrage. Ich nutze das häufig zu Beginn eines mehrtägigen Visualisierungs-Trainings. Hier die Flipchart-Version, dasselbe Prinzip lässt sich auch in den virtuellen Trainingsraum übersetzen. Sieht simpel aus, ist aber sehr effektiv.
Und ja, tatsächlich: Trotz des simplen Layouts handelt es sich hier um vollwertige, visuelle Arbeitsplakate. Entscheidend ist nämlich nicht, dass auf den Plakaten »hübsche Dekogirlanden« oder »ausgeklügelte Zeichnungen« zu sehen sind, sondern dass sie ihren Zweck erfüllen.
Der Zweck ist, dass die Teilnehmenden Klarheit für sich selbst gewinnen: Welche Erwartungen haben sie? Welche Befürchtungen? Und welche Ressourcen bringen sie eigentlich schon mit, die für die Gruppe wertvoll sein können? Durch das Aufschreiben verbalisieren und visualisieren die Teilnehmenden genau diese Punkte. Es wird konkret, weil es auf dem Arbeitsplakat sichtbar wird.
Die Arbeitsplakate für die Erwartungsabfrage sind komplett vorbereitete »Formulare«; die Teilnehmenden befüllen sie eigenständig. Währenddessen hältst du dich im Hintergrund, stehst für Fragen zur Verfügung, greifst aber nicht ein, solange geschrieben wird.
Als Trainerin wiederum gibt mir das wichtige Hinweise, worauf ich im weiteren Kursverlauf noch gezielter eingehen kann. Jede Gruppe ist anders. Manche Gruppen interessieren sich sehr stark für leserliche Handschrift, andere möchten lieber mehr Raum haben für die Bearbeitung ihrer mitgebrachten Projektideen. Genau auf solche Dinge einigen wir uns schon ganz am Anfang, während der gemeinsamen Auswertung der Arbeitsplakate. Und wenn es Wünsche gibt, die im Rahmen des Kurses nicht erfüllbar sind, klären wir das genau an dieser Stelle. Dann gibt es später weniger Irritationen und alle wissen, woran sie sind.
Beispiel #2: Die Ideensammlung als Arbeitsplakat
Für Gruppenarbeiten eignen sich vorbereitete Arbeitsplakate besonders gut. In diesem Beispiel erhalten die Teilnehmenden ein simples »Formular«, bestehend aus zwölf leeren Feldern. Sie befüllen es gemeinsam als Dreiergruppe, die Methode dahinter ist visuelles Brainwriting. Wichtig ist, vor dieser Übung einen klaren Arbeitsauftrag mitzugeben und den Zeitrahmen abzustecken.
Das simple Design dieses Arbeitsplakats greifen Teilnehmende im weiteren Verlauf des Kurses immer wieder gerne auf – selbständig und eigeninitiativ: Weil sie gute Erfahrungen im ersten Brainwriting damit gemacht haben und das Layout leicht reproduzierbar ist.
Was vielleicht nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist: In diesem sehr einfachen Layout stecken gute Steuerungsmöglichkeiten für dich als Trainer:in oder Coach. Dadurch, dass die Anzahl und Größe der Felder begrenzt ist, fokussiert sich die Zusammenarbeit der Teilnehmenden in der Gruppe »wie von selbst« auf das Wichtigste – ohne, dass du von außen eingreifen und den Ideenflow unterbrechen musst.
Beispiel #3: Die Zwischenreflexion als Arbeitsplakat
Mit dieser Art von Arbeitsplakaten kannst du die zentralen Erkenntnisse deiner Teilnehmenden zusammentragen. Jede:r wird sich selbst noch einmal bewusst darüber, was persönlich am wichtigsten war. Gleichzeitig festigt die gemeinsame Sammlung auch das Wissen der Gruppe als Ganzes, denn es werden nicht nur die unterschiedlichen Prioritäten der Teilnehmenden sichtbar, sondern auch ein Kaleidoskop von Erkenntnissen.
Der Vorbereitungsaufwand des Arbeitsplakats hält sich in Grenzen: Die Überschrift und ggf. ein passendes Schlüsselbild bereitest du vor, die Inhalte werden gemeinsam im Plenum gesammelt. Anders als in den ersten beiden Beispielen agierst du hier als »Stift der Gruppe«. Das heißt, du schreibst für alle sichtbar auf, was an Gedanken reingerufen wird – eine gut lesbare Handschrift ist hierfür wichtig.
Analoges und digitales Arbeitsplakat im Vergleich: In analogen Präsenztrainings nutze ich ein Flipchart für die Zurufabfrage, in Online-Präsenztrainings ein digitales Whiteboard. Ich habe mich dafür entschieden, für beide Versionen ein humorvolles Schlüsselbild zu nutzen, das die Stimmung in der Gruppe auflockert, bevor wir loslegen. Fröhliche Stimmung bringt mehr Ideen. 🙂
Das Arbeitsplakat funktioniert im Plenumsformat gut, weil Gedanken der verschiedenen Teilnehmenden direkt aufeinander aufbauen können; sie inspirieren sich gegenseitig. Nach meiner Erfahrung ist das dynamischer, als wenn die Teilnehmenden die Inhalte zunächst selbst notierten (wie im ersten Beispiel) und wir erst im Anschluss darüber sprechen.
Beispiel #4: Die Kennenlernübung als Arbeitsplakat
In den ersten drei Beispielen hast du Arbeitsplakate gesehen, die komplett vorbereitet werden und »nur noch« befüllt zu werden brauchen. Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit: Du präsentierst deinen Teilnehmenden ein Erklärplakat, das gleichzeitig als Vorlage für ihr eigenes Arbeitsplakat dient. Sie starten also mit einem leeren Blatt und entwickeln ihr Arbeitsplakat selbst.
In der Kennenlernübung »Dreieck der Gemeinsamkeiten« mache ich das genau so: Anhand des folgenden Erklärplakats zeige ich, was in der nächsten Übung gemacht werden soll:
Die Teilnehmenden kennen die Vorlage, zur Übung gehört aber, dass sie sowohl das Layout als auch die Inhalte selbst erstellen. Deswegen startet jede Dreiergruppe mit einem leeren Blatt. Die Ergebnisse der einzelnen Gruppen sind vielfältig und fallen sehr unterschiedlich aus; diese Erkenntnis ist ein wichtiger Teil der Übung.
Die Teilnehmenden erstellen das Arbeitsplakat dann komplett von null. Ich gebe zwar das Dreicks-Layout vor, die Teilnehmenden haben aber (implizit) noch jede Menge Entscheidungen zu treffen. Während sie inhaltlich Gemeinsamkeiten sammeln, entscheiden sie »nebenher« über die Anordnung und Gestaltung aller Dinge, die sie auf dem Blatt festhalten. Das passiert in der Regel unbewusst – und ist in der Auswertung am Ende besonders erkenntnisreich und voller Aha-Momente.
3 Tipps für deine Arbeitsplakate
Tipp 1
Überlege dir vorher, wie genau du ein Arbeitsplakat in deinen gesamten Kursablauf einbinden willst: Was passiert vorher? Wie viel Erklärung brauchen deine Teilnehmenden, um loslegen zu können? Was passiert nachher? Gibt es eine (gemeinsame) Auswertung? Worauf liegt dann der Fokus? Nehmen deine Teilnehmenden die Plakate (ggf. als Datei) mit nach Hause?
Wenn du Unterstützung bei deiner Kurskonzeption haben möchtest, schreib mir gerne eine kurze E‑Mail – oder buche direkt eine Punktlandung mit mir.
Tipp 2
Egal, ob du analoge oder virtuelle Kurse bzw. Coachings durchführst: Es lohnt sich, eine schnelle Vorabskizze deines Arbeitsplakats zu machen (nicht größer, als deine Handfläche), bevor du die finale Version erstellst. So kannst du besser einschätzen, welche Elemente wie viel Platz brauchen und wie du das Plakat aufteilst. Die Skizze vorher spart dir nachher bei der Ausführung viel Zeit und Nerven.
Außerdem kannst du mit dem Entwurf vor Augen leichter entscheiden, ob du…
- ein fertiges Formular vorbereitest, das nur noch ausgefüllt werden muss,
- einen Teil vorbereitest und einen Teil gemeinsam erarbeiten lässt, oder
- deine Teilnehmenden auf einem leeren Blatt beginnen lässt.
Und es ist eine Überlegung wert, wie du deine Arbeitsplakate so gestaltest, dass du sie wiederverwenden kannst. Das spart nicht nur Material, sondern auch deine wertvolle Zeit bei der Vorbereitung des nächsten Kursdurchgangs.
Tipp 3
Nimm dir Zeit zum Auswerten und Verbessern der Arbeitsplakate. Jeder Kursdurchgang ist eine Chance zu checken, ob deine Arbeitsplakate zu den gewünschten Resultaten geführt haben. Konnten deine Teilnehmenden gut damit arbeiten? Kamen häufiger Verständnisfragen zu bestimmten Punkten? An welchen Stellen kannst du vielleicht noch etwas weglassen, damit es klarer wird? Haben dir deine Teilnehmenden Feedback zum Aufbau gegeben? All das kannst du berücksichtigen, um deine Arbeitsplakate zu verfeinern. Niemand(!) kann gut funktionierende Arbeitsplakate »einfach so« aus dem Ärmel schütteln.
Deswegen solltest du das auch nicht von dir verlangen.💙
Jeder Profi war mal Anfänger:in und hat sich das Können Schritt für Schritt erarbeitet.
Wenn du das nicht allein machen möchtest, dann sei beim nächsten Arbeitsplakate-Workshop am 5. November mit dabei!
Du bringst deine Ideen mit und ich unterstütze dich (gemeinsam mit den anderen Teilnehmer:innen), deine Ideen in einfach verständliche und leicht zu erstellende Arbeitsplakate zu übersetzen.