Lesezeit: ca. 11 Minuten | aktualisiert: 18.05.2022
Es ist mir ein Herzensanliegen, mehr Coaches, Berater:innen und Therapeut:innen dazu zu ermutigen, Visualisierung in ihrer Arbeit zu nutzen. Dabei geht es um visuelle Anker und Struktur, nicht ums Zeichnen. Funktionelle Visualisierung ist ein unglaublich wirkmächtiges Kommunikationswerkzeug, gerade in Veränderungsprozessen, die unser Denken, Fühlen und Handeln betreffen.
Wenn wir im Gespräch visualisieren, schreiben wir immer auch Dinge auf. Handschrift ist dabei unser wichtigstes Werkzeug. Visuelle Notizen funktionieren wunderbar ohne Bilder und Symbole, ohne Text wird es aber schwierig – denn wie sonst solltest du Inhalte kurz und prägnant für dich oder deine Coachees festhalten können?
Wir wollen schließlich keine Wimmelbilder produzieren, sondern klare, funktionelle Notizen.
Gesagtes zu externalisieren und sichtbar zu machen ist ein wichtiges Werkzeug im visuell begleiteten Coaching. Gesprochenes ist flüchtig – schreiben wir es auf, helfen wir unseren Coachees, ihre Gedanken konkreter zu formulieren, sie fassbarer zu machen, sie weiterzuentwickeln und bei Bedarf auch zu verändern.
Welche einfachen Stellschrauben gibt es, um deine Handschrift zu verbessern?
Mir geht es um einen pragmatischen Ansatz, bei dem du deine „normale“ Handschrift beibehalten kannst. Es geht also nicht darum, eine spezielle Moderationsschrift zu lernen, die nicht mehr nach dir aussieht. Stattdessen zeige ich dir vier einfache Kleinigkeiten, auf die du achten kannst, wenn du deine Handschrift für dich (und zum Wohl deiner Coachees) verbessern willst.
Das sind die wichtigsten Faktoren, die die Lesbarkeit von Handschrift beeinflussen:
#1: Handschrift verbessern: Die Form der Buchstaben
Der erste Blick gilt der Form der Buchstaben selbst: Hat jeder Buchstabe seine eigene, spezifische Form, die ihn von anderen Buchstaben unterscheidet? Lass mich das anhand meiner eigenen Handschrift demonstrieren:
Ein Beispielsatz, ganz schnell und nicht besonders ordentlich geschrieben in meiner „Nur-ich-muss-das-lesen-können“-Handschrift.
Selbst meine eilige, ziemlich schludrige Handschrift ist einigermaßen lesbar – was sicher damit zu tun hat, dass ich täglich viel schreibe und für andere visualisiere. Schreiben und Visualisieren sind mein tägliches, berufliches Handwerkszeug, meine Handschrift ist entsprechend geübt.
Meine persönliche Schrift “für den Tagesgebrauch” ist eine Kombination aus Druck- und Schreibschrift. Normal und sinnvoll, weil sie mir erlaubt, zügig und entzifferbar zu schreiben.
Schau dir trotzdem die Formen der Buchstaben an: Die Buchstaben „n“, „m“ und „r“ sind schwer zu lesen, so, wie sie sich mit den benachbarten verbinden. Offenbar habe ich mir angewöhnt, die Buchstaben optisch zu verschleifen. Eine Endung wie „-en“ hat sich quasi in ein eigenes Zeichen verwandelt.
Was du besser machen kannst: Schreibe jeden Buchstaben voll aus.
Ich versuche das jetzt auch. Diesmal achte ich darauf, jeden Buchstaben deutlicher auszuformen:
Der Unterschied ist deutlich: Nur eine kleine Veränderung und der Satz ist schon viel besser lesbar als im ersten Durchgang.
#2: Handschrift verbessern: Die Abstände zwischen Buchstaben
Achte als nächstes auf den Abstand zwischen den Buchstaben. Berühren sie sich oder gibt es einen schmalen Abstand zwischen den Buchstaben? Kannst du einen Buchstaben vom nächsten gut unterscheiden?
Sowohl die Form der Buchstaben als auch die Abstände zwischen ihnen kannst du verbessern, indem du den Stift zwischen den einzelnen Strichen kurz vom Papier abhebst. Wenn du meinen beiden ersten Schreibversuchen ansiehst, sind nur wenige der Buchstaben getrennt: Im zweiten Versuch immerhin das „g“ und einzelne „i“ und „t“.
Ich habe einen dritten Versuch unternommen (siehe unten), wobei ich diesmal darauf geachtet habe, den Stift zwischen den Buchstaben kurz anzuheben und einen Abstand zwischen ihnen zu setzen. In dieser Runde habe ich gemerkt, wie tief meine Schreib-Gewohnheiten sitzen. Obwohl ich deutlich langsamer geschrieben habe (und sich das sehr seltsam angefühlt hat), berühren sich trotzdem noch immer einige Buchstaben.
Beim genauen Betrachten meiner Schrift stelle ich fest, dass es Buchstabenkombinationen gibt, die ich trotz des Vorsatzes, den Stift nach jedem Buchstaben kurz anzuheben, quasi automatisch verbinde: „er“, „te“ und „fi“ beispielsweise.
Was du besser machen kannst:
- Hebe den Stift nach jedem Strich kurz an.
- Gib den den Buchstaben innerhalb eines Wortes ein bisschen Platz zu ihren Nachbarn.
Diesmal habe ich darauf geachtet, mehr Platz zwischen den Buchstaben zu lassen und sie nicht ineinanderlaufen zu lassen.
Dieser dritte Versuch ist sauberer durch die klareren Abstände, aber das Schriftbild wirkt auch eher verhalten. Wenn ich mir das so ansehe, kann ich nachspüren, wie verkrampft ich den Stift gehalten habe. Bis sich das natürlich und natürlich und leicht anfühlen wird, werde ich noch ein paar Versuche mehr brauchen.
#3: Handschrift verbessern: Die Proportionen der Buchstaben
Eine weitere Komponente, die über die Lesbarkeit entscheidet, sind die Proportionen der Buchstaben. Grob können wir unterscheiden zwischen den Mitten (das ist die Höhe der Kleinbuchstaben wie „e“, „r“ und „n“), den Oberlängen (das sind zum Beispiel die oberen Teile von „f“, „b“ oder „d“) und Unterlängen (wie etwa die unteren Teile von „g“, „p“ oder „j“. Die beste Lesbarkeit erreichst du, wenn die Mitten etwas höher sind als die Ober- und Unterlängen.
Auch wie schmal oder breit, lang oder kurz die Buchstaben selbst und die Abstände zwischen ihnen sind, spielt eine Rolle. Du kannst Buchstaben sehr schmal und hoch ziehen, sehr breit und flach machen und natürlich auch alle Nuancen dazwischen nutzen. Gut lesbar ist eine Handschrift, wenn sie weder in das eine, noch in das andere Extrem ausschlägt.
Was du besser machen kannst:
- Achte darauf, dass deine Mitten etwas höher als die Ober- und Unterlängen sind.
- Vermeide extrem schmale und extrem in die Breite gezogene Buchstaben.
Je extremer die Proportionen sind, desto tendenziell schlechter ist die Schrift lesbar.
#4: Handschrift verbessern: Die Stiftauswahl
Welches Schreibinstrument du auswählst, hat enorme Auswirkungen auf dein Schriftbild. Hier der Satz in verschiedenen Stiftdicken:
Die Stiftdicke sollte so gewählt sein, dass sie zur Schriftgröße passt. Je größer du schreibst, desto dicker darf der Stift sein.
Wie du siehst, wirkt sich auch die Stiftdicke auf die Lesbarkeit aus. Der letzte, dickste Stift würde super im größeren Format funktionieren. Bei dieser Schriftgröße lässt er die Buchstaben ineinanderlaufen und „Leerstellen“ wie etwa beim „e“ und „s“ verschwinden. Achte also darauf, dass Liniendicke und Schriftgröße zusammenpassen – auch das ist im weiteren Sinne eine Frage von Proportion.
Auch die Art der Stiftspitze wirkt sich aus: Rundspitze, Keilspitze oder Pinselspitze verändern jeweils unser Schriftbild. Und während eine Person die Expressivität von variablen Stiftspitzen liebt, findet die andere diese Art von Stiften nur schwer kontrollierbar.
Was du besser machen kannst:
- Wähle die Stiftdicke aus, bei dem dein „e“ noch einen leeren Innenraum hat.
- Wähle die Stiftspitze aus, bei der du deinen Schreibfluss gut kontrollieren kannst.
Fazit: Wie du deine Handschrift einfach verbessern kannst
Handschrift ist immer ein Abwägen zwischen Schnelligkeit und Lesbarkeit. Selbst wenn du Notizen nur für dich selbst machst, werden einige davon doch unter einem Zeitdruck entstehen, beispielsweise während eines Gesprächs oder eines Vortrags.
Aber auch unter Zeitdruck kannst du auf die folgenden Dinge achten, denn sie kosten dich insgesamt nur wenige Sekunden(!) mehr:
- Forme deine Buchstaben sauber.
- Hebe den Stift zwischen zwei Strichen an.
- Achte auf ausreichend Abstände zwischen den Buchstaben.
- Achte auf ausgewogene Proportionen.
- Benutze Stifte, die zu deiner Schriftgröße passen.
Außerdem lohnt es sich, immer wieder ein bisschen Zeit zu investieren, um deine langjährigen Schreibgewohnheiten zu hinterfragen. Manchmal fällt uns gar nicht auf, was alles dazu beiträgt, dass unsere Schrift besser oder schlechter lesbar ist. Meist sind es Kleinigkeiten, aber wenn sie sich summieren, dann wirken sie sich stark aus.
Gerade weil es Kleinigkeiten sind, lassen sie sich aber auch leicht ändern. Teste es einfach mal: Nimm dir eine Woche Zeit und probiere erst einmal nur einen der vier Tipps aus, am besten täglich. Selbst, wenn du dir nur fünf Minuten Zeit nimmst, wirst du am Ende der Woche einen Unterschied feststellen. Versprochen!
So wie meine Teilnehmerinnen im laufenden Kurs:
Das ist das erste von mehreren Learnings, die eine Teilnehmerin zum Abschluss des Kursmoduls mit der Gruppe geteilt hat. Natürlich handschriftlich!
Ein toller Erfolg: Nur eine Sekunde mehr zum Schreiben des Übungstextes gebraucht – und die Schrift ist leserlich.
In der nächsten Woche nimmst du dir den nächsten Tipp vor und nimmst dir wieder ein paar Minuten täglich zum Üben. Und so machst du es mit allen vier Tipps: Langsam, aber stetig etabliserst du so neue, gute Schreibgewohnheiten. In überschaubarer Zeit wirst du dahinkommen, dass du schnell und trotzdem lesbar schreibst.
Damit eine unleserliche Handschrift nicht mehr dich selbst behindert – und auch nicht deine Kommunikation mit anderen.
Handschrift ist gerade auch dein Thema? Dann sei gerne beim nächsten Durchgang von Anstiften dabei!
Anstiften ist mein Basis-Kurs zu visuellen Notizen. Dort kümmern wir uns um die Verbesserung deiner Handschrift, bevor wir uns dann um weitere Praxis-Themen wie Blattaufteilungen, visueller Struktur und Umgang mit Farbe, Linien und Icons widmen.
Damit leitest du deine Klient:innen bestmöglich durch Gespräche hindurch, verankerst Inhalte wirksam in den Köpfen und hebst dich effektiv von anderen Coaches ab.
Denn: Visualisierung im Coaching wird noch viel zu selten eingesetzt. Obwohl rund 80 % der Menschen „visuell Lernende“ sind, laufen Coachings oft nur rein verbal ab. Damit berücksichtigen viele Coaches den dominanten Wahrnehmungskanal ihrer Coachees nicht und machen sich so die Arbeit unnötig schwer.
Wenn du es dir leichter machen willst, dann sei beim nächsten Kursdurchgang dabei. Die nächste Runde ist in Planung: Hüpf einfach auf die Ich-freu-mich-drauf-Liste und lass dich vorab von mir informieren, bevor die offizielle Anmeldung öffnet. Unverbindlich und ohne Haken, dafür mit der Chance auf einen besonderen Wartelisten-Bonus:
Wenn du noch ein bisschen näher dran sein willst an dem, was bei mir so passiert, welche neuen Projekte ich starte oder welche Trainings aktuell sind, dann abonniere gerne hier meinen Newsletter:
*Pflichtfeld. Du kannst dich jederzeit mit einem Klick wieder abmelden. Die Infos, dich ich per E‑Mail verschicke, wähle ich sorgfältig aus und versorge dich normalerweise vier Mal im Monat mit Neuigkeiten. Meine E‑Mails enthalten neben zahlreichen kostenlosen Tipps und Inhalten auch Informationen zu meinen Kursen, Angeboten und Aktionen. Hinweise zum Datenschutz, Widerruf, Protokollierung sowie der von der Einwilligung umfassten Erfolgsmessung erhältst du unter Datenschutz.
Trackbacks/Pingbacks