Aktualisiert: 03.08.2022 | Mit (*) sind Partner-Links gekennzeichnet, die zum sozialen Buchhandel führen.
Mir sind in letzter Zeit zu viele Onlinekurse begegnet, die auf mich wirken wie mit der heißen Nadel gestrickt. Da wird mal schnell was auf den Markt geworfen, ein phantasievolles Preisetikett draufgeklebt, der Kurs umfangreich beworben – und wenn du dich dann dafür anmeldest, merkst du: Das Marketing für den Kurs (der sogenannte Launch) war besser geplant als der Kurs selbst. Und ich rede jetzt nicht von Beta-Kursen, die klar kommunizieren, dass es sich um eine erste, vergünstigte Test-Runde handelt. Ich spreche von Angeboten, die im Weiterbildungsmarkt schon länger etabliert sind.
Um es ganz deutlich zu sagen: Auf mich wirkt das unprofessionell. Als Versuchskaninchen mit unstrukturierten Inhalten bombardiert zu werden, hinterlässt bei mir es ein schales Gefühl. Es hat den Effekt, dass ich bei diesen Anbieter:innen nie wieder etwas buchen werde, sie logischerweise nicht weiterempfehle und im persönlichen Gespräch durchaus auch offenlege, um wen es sich handelt.
Wenn jemand einen »professionellen« Preis für seinen Kurs aufruft, erwarte ich auch eine professionelle Herangehensweise bei der Erstellung des Kurses.
Worauf kannst du also achten, wenn du selbst einen Kurs, ein Seminar, einen Workshop oder ein Training konzipieren willst?
Wirf in diesem Artikel einen Blick hinter die Kulissen, du bekommst einen aktuellen Einblick in die Praxis: am Beispiel eines echten Workshops, von der ersten Idee bis zur Umsetzung. Der Artikel ist eine Mischung aus Erfahrungsbericht und Anleitung – er ersetzt aber in keinem Fall eine qualifizierte didaktische Weiterbildung. Wenn du bis hierher gelesen hast, ist dir das aber eh klar.😉
Und ja, das ist nur eine Art, einen Kurs zu erstellen. Meine Art, Stand heute. Es ist nicht allgemeingültig, aber es ist professionell.
Ich unterstütze dich dabei, dir die Planung für deinen nächsten Kurs so leicht wie möglich zu machen. In diesem Workshop konzipierst du dein Kursangebot einfach, zeitsparend und unter fachkundiger Anleitung.
Im intensiven Austausch mit mir und der Gruppe entwickelst du dein professionelles Konzept für dein nächstes Seminar, deinen Kurs oder Workshop: von der ersten Idee bis zum kompletten Ablauf in einem Tag.
Ausgehend von deinen ersten Ideen schärfen wir gemeinsam dein inhaltliches Angebot. Du erstellst Schritt für Schritt ein klares Konzept, spinnst den roten Kursfaden und stimmst Lernziele, Lernformen, Inhalte und Methoden didaktisch sinnvoll aufeinander ab.
Ganz nebenbei lernst du eine visuelle Planungsmethode kennen, die du immer wieder einsetzen kannst.
DIE IDEENPHASE
1. Der Bedarf: Das Workshop-Thema »Bildkarten/Kartenset« findet mich
Einen Workshop zum Thema »Bildkarten/Kartenset« anzubieten, war nicht meine Idee. Irgendwann ploppte das Thema in den Kommentaren unter einem meiner Instagram-Postings auf: Ob ich nicht eine Anleitung geben könnte, wie man sich selbst ein Kartenset erstellen kann?
Hmmm, warum eigentlich nicht?🤔
Bildkarten als Werkzeug sind naheliegend, wenn man als Coach oder Trainerin visualisieren will, ohne zeichnen zu müssen. Trotzdem wäre ich wahrscheinlich nie selbst darauf gekommen, etwas dazu anzubieten. Der einfache Grund: In meinen eigenen Trainings setze ich Bildkarten nur sehr selten ein (und dann auch noch »Bildkarten« ohne Bilder).
Ein klassischer blinder Fleck.
Weil ich nicht einschätzen konnte, ob es breiteren Bedarf gibt und wie relevant das Thema »Bildkarten/Coachingkarten/Kartenset« überhaupt ist, habe ich gezielt mit weiteren Menschen gesprochen, insbesondere mit Praktiker:innen. Der entscheidende Impuls, tatsächlich einen Workshop dazu zu entwickeln, kam schließlich aus meiner Mastermind-Gruppe.
Learnings aus Schritt 1:
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- Den Zufall zulassen, zuhören und sich beschenken lassen. Andere Menschen haben manchmal wertvolle Ideen, auf die du selbst nie gekommen wärest. Das trifft insbesondere dann zu, wenn es um spezifische Bedarfe geht.
.- Wenn du einen blinden Fleck bei dir vermutest: Hole dir Rat bei kompetenten Meschen, denen du vertraust.
Fun Fact: Die ursprüngliche Ideengeberin hat am Kartenset-Workshop nicht teilgenommen – dafür aber andere Menschen. Der Bedarf war also eindeutig vorhanden, und darauf kommt es an.
2. Der Prüfstein: Erfüllt das Thema »Bildkarten/Kartenset« meine Kriterien für die Jahresbegleitung?
Als das Thema »Bildkarten/Kartenset« als Wunsch in der Community aufgeploppt ist, war ich gerade dabei, mein Kursangebot zu reduzieren. Prinzipiell also ein ungünstiger Zeitpunkt für eine zusätzliche Idee. Der Prüfstein für jeden neuen Einfall war (und ist immer noch): Passt das einzelne Angebot in die Jahresbegleitung Mit Stift & Struktur – Visualisieren im Coaching?
Aus den vielen einzelnen Themen zu Visualisierung, die ich bisher angeboten hatte, habe ich Anfang 2022 endlich ein Paket geschnürt. Der Anspruch an alle Workshops ist:
Sie sollen…
- berufsbegleitend machbar sein,
- sinnvoll zusammenhängen und
- alle wichtigen Teilbereiche der Visualisierung abdecken, die Coaches, Trainerinnen oder Supervisorinnen für ihre Arbeit brauchen.
Vieles, was ich bis dahin im Angebot hatte und sich allgemein an »Wissensarbeiter« richtete, flog zu dieser Zeit aus meinem Kursportfolio raus.
Wie sah es jetzt aus mit der neuen Idee Bildkarten/Kartenset?
Das Thema passte nicht nur, es war auch ein wunderbarer Kick-off für den Jahreszyklus an Workshops und bildet – prominent – den ersten Monatsschwerpunkt.
Der Kartenset-Workshop passt thematisch nicht nur ausgezeichnet zu den anderen Workshops in der Jahresbegleitung, er ist sogar der prominente Startpunkt in die Reihe der monatlichen Umsetzungsprojekte.
Learnings aus Schritt 2:
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- Nimm nur die Ideen neu auf, die wirklich in dein Kurs- oder Angebotskonzept passen: lieber ein Spezialitätengeschäft aufbauen als einen Bauchladen mit dir herumtragen.
.- Lege zur leichteren Orientierung klare Kriterien und Prüfsteine als Leitplanken für deine Entscheidungen fest.
3. Die Annäherung: Was weiß ich über das Thema »Bildkarten/Kartenset«?
Natürliche kenne ich Kartensets (vor allem die Postkartenklassiker, die ich in diversen Weiterbildungen mehr oder weniger genießen durfte). Da ich selbst Karten aber kaum im Einsatz habe, musste ich dafür mehr recherchieren als für die anderen Workshops. Diese drehen sich um Visualisierungstools, die ich als aktive Anwenderin quasi aus dem Ärmel schütteln kann. Etwas unbekanntes Terrain war beim Thema »Kartenset« dann doch dabei.
Also habe ich es gemacht, wie bei anderen Themen auch: Ich habe mir meinen Zugang zu Bildkarten/Kartensets erschrieben und erbloggt. Und dabei schnell gemerkt: Meine Art, Karten zu nutzen, ist nur ein winziger Ausschnitt dessen, was möglich ist.
Ich wollte für meinen Blogartikel (und den damals noch zu planenden Workshop) mehr Hintergrundwissen, und ich wollte es praxisgerecht und alltagstauglich.
Meine Zone of Genius ist Dinge zu konzipieren und Struktur hineinzubringen: Fast egal, worum es geht, ich sehe sehr schnell das große Ganze und die Zusammenhänge darin. Ich kann also Coaches sehr gut dabei unterstützen, ein Kartenset bedarfsgerecht zu konzipieren.
Was andere besser können: Aus Anwenderinnensicht Empfehlungen geben und berichten, welche Kartensets sie nutzen, warum gerade diese und wie sie sie genau einsetzen. Genau dieser Praxisaspekt mit vielen Beispielen fehlte mir. Ich war neugierig, die Bandbreite an Möglichkeiten kennenzulernen.
Also habe ich mich umgeschaut und umgehört: Wer nutzt Karten und hat Lust, in meinem Blogartikel etwas davon zu zeigen und zu erzählen?
Learnings aus Schritt 3:
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- Ehrlich reflektieren: Was kannst du gut, was können andere besser und wie könnt ihr euch gegenseitig ergänzen?
.- Probiere für dich aus, ob du dir Klarheit erschreiben kannst. Schreiben ist das Festhalten von (ansonsten flüchtigen) Gedanken und auch eine Form der Visualisierung.
4. Das Eintauchen: Die Magie der Schwarmintelligenz – mein erster Kooperationsartikel entsteht
Die Gespräche, die ich mit zahlreichen Kolleginnen zum Thema »Bildkarten/Kartenset« geführt habe, gehören zu den bereichernden Erfahrungen der letzten Monate.
Ich habe unfassbar viel über Kartensets und ihren Einsatz gelernt. Ich habe meine Kolleginnen besser (oder neu) kennengelernt. Und ich bin dankbar, dass sie alle bereit sind, ihre Erfahrungen und ihr Wissen in einem gemeinsamen Blogartikel zu teilen. Im Gegenzug ist es für mich selbstverständlich, dass sie sich im Artikel mit ihrer Arbeit präsentieren dürfen. Allen gemeinsam: Es geht um Expertise, nicht ums Ego.
Noch sind nicht alle Gespräche im Artikel abgebildet (das Transkribieren und Einpflegen der vielen Tipps dauert länger, als ich dachte) und trotzdem: Schon jetzt ist ein reger Austausch untereinander entstanden – und ich weiß, dass einige Kartensets neue Fans gefunden haben. Inspiration pur!
Allein durch diesen Austausch hat sich meine Workshop-Idee weiter geklärt und konkretisiert. Dass die Idee reifen darf, ist für meine Arbeitsweise wichtig. Solange sie nicht reif ist, mache ich auch keinen Ablaufplan für den Workshop. Das kommt bei mir relativ spät im Prozess, geht dann aber sehr zügig, weil die gedankliche Vorarbeit schon geleistet ist.
Learnings aus Schritt 4:
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- Hol dir Unterstützung: Sprich mit Menschen in deinem (beruflichen) Netzwerk, die mehr Erfahrung und Wissen haben zu dem Thema, dass du dir gerade erschließt.
.- Sorge für eine Win-Win-Situation – revanchiere dich großzügig.
5. Das Auftauchen: Austausch mit der Community und weitere Anregungen
Hätte ich jetzt schon genug Hintergrundwissen zum Thema »Bildkarten/Kartenset« gehabt, um einen runden Workshop zu konzipieren? Wahrscheinlich schon. Trotzdem war es mir wichtig, vorher noch einmal in den direkten Austausch mit meinen Kolleg:innen zu gehen.
Mein Forum dafür sind die Teestunden (bzw. die sommerlichen Teeviertelstunden). Meist gebe ich einen kurzen Input als Mind-Snack und dann diskutieren wir miteinander, teilen Ideen und Erfahrungen, stellen Fragen, geben Tipps.
Also habe ich zu einer Teeviertelstunde zu Bildkarten eingeladen und mit der Community die Beispiele geteilt, die ich bisher gesammelt hatte. Normalerweise verabschiedet sich nach der Input-Viertelstunde ein größerer Teil der Gäste, diesmal aber sind fast alle eine volle Stunde geblieben und haben sich in der Diskussion gegenseitig (und mir) weitere Anregungen geschenkt.
Ein wichtiger Aspekt, der dabei angesprochen wurde, ist das sinnvolle Einbetten der Karten in den Coachingprozess. Karten sind kein Stand-alone-Tool. Das zu berücksichtigen ist nicht nur wichtig für die Arbeit mit Karten, sondern auch für die Entwicklung eines eigenen Kartensets – und damit für mich ein wichtiger Punkt für die Konzeption des Workshops.
Dieser Aspekt war mit „irgendwie“ klar, aber ich hatte ihn in meiner Workshop-Planung bisher noch nicht explizit berücksichtigt.
Learnings aus Schritt 5:
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- Nimm dein Kurs-Thema und erzähle anderen Menschen davon. Teile daraus, was sich für dich in diesem Planungsstadium gut anfühlt.
.- Hör gut zu, was die Menschen in deiner Community dazu zu sagen haben. Ist etwas dabei, dass deinen Kurs noch besser macht? Wenn ja: Berücksichtige es in der Konzeption!
DIE KONZEPTIONSPHASE
6. Der Rahmen: Die äußere Form des Workshops festlegen
Ich mache seit 2016 Trainings und biete seit Anfang 2022 ausschließlich Online-Formate an. Die Konzeption dafür erfordert nach meiner Erfahrung noch etwas mehr Sorgfalt als bei Präsenzveranstaltungen (ja, tatsächlich!).
Das hängt auch mit den technischen Gegebenheiten zusammen: Einen Plan B zu haben, wenn ein Tech Fail verhindert, dass ich etwas zeigen kann, ist immer eine gute Idee. Noch relevanter ist aber diese Herausforderung: Den Menschen, die einzeln vor dem Bildschirm sitzen, ermöglichen, sich in eine freudig miteinander interagierende Gruppe zu verwandeln. Ein Workshop ist aus meiner Sicht die sozialste aller Lernformen und lebt von Austausch und Interaktion.
Wäre der Kartenset-Workshop also eine Präsenzveranstaltung, würden wir uns um 10 Uhr treffen und um 17 Uhr auseinandergehen. Wie die Agenda innerhalb dieses Zeitrahmens aufgebaut ist, interessiert die Teilnehmenden normalerweise nicht – solange sie wissen, wann und wie lange zum Beispiel die Mittagspause ist.
Das Konzept eines Präsenzworkshops einfach in den virtuellen Raum zu übertragen, funktioniert nicht. Was in Präsenz manchen gerade noch tolerabel erscheint (warum eigentlich?), ist online eine Zumutung: Die gesamte Workshopzeit an seinem Platz sitzen zu müssen.
Deshalb entscheide ich mich beim Kartenset-Workshop für drei Sessions, die wir gemeinsam verbringen: 10–11 Uhr, 13–14 Uhr und 16–17 Uhr. Die Zeit dazwischen sind Arbeitsphasen, die die Teilnehmenden so für sich gestalten können, wie es ihnen guttut: am Schreibtisch, auf dem Sofa oder im Garten, vielleicht sogar bei einer luftigen Denkrunde im Wald. Sie entscheiden selbst, wann für sie eine Pause sinnvoll ist oder ob sie sich zwischendurch bei einer Einheit Yoga entspannen.
Gehört an den Anfang jeder Weiterbildung: Den Zeitrahmen transparent machen.
Learnings aus Schritt 6:
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- Berücksichtige Besonderheiten, die sich aus dem äußeren Rahmen ergeben. Ein Live-Workshop erfordert einen anderen konzeptionellen Rahmen als ein begleiteter Online-Gruppenkurs und noch einmal einen anderen als ein Selbstlernkurs.
.- Online-Formate brauchen eine andere Steuerung und Moderation als wenn alle im selben Seminarraum sind.
7. Die Richtschnur: Lernziele formulieren
Hast du schon mal an einer Weiterbildung teilgenommen, wo viel Input aneinandergereiht, aber kein roter Faden erkennbar war? Wo du dich während der Veranstaltung überfordert und danach frustriert gefühlt hast?
Die Chance ist groß, dass dieser Kurs (und die Kursinhalte) ohne klar formulierte Lernziele „irgendwie zusammengebaut“ worden sind. Das passiert am ehesten Kursanbieter:innen, denen es am didaktischen Hintergrundwissen fehlt. Die sind dann fachlich (meistens… hoffentlich) Expertinnen für ihr Gebiet, haben aber schlichtweg nicht gelernt, ihr Fachwissen zu vermitteln. Ich ergänze: zielgruppengerecht zu vermitteln.
»Bestes« Beispiel ist für mich ein Bekannter, der gerne Profimusiker geworden wäre, ganz hervorragend Violine spielt und nun notgedrungen als quer eingestiegener Hilfslehrer Musik an einem Gymnasium unterrichtet. Eine didaktische Zusatzqualifikation hat er nicht. Er ist quasi direkt von der Orchesterbühne in den Klassenraum gewechselt. Das, was an Lernzielen für seine 5. Klasse in den Lehrplänen (von Didaktik-Profis) formuliert worden ist, erscheint ihm (als Musik-Profi) zu banal. Also packt er seinen Unterricht voll mit Dingen, die vielleicht für ein Musikkonservatorium angemessen wären, aber nicht für Kinder, bei denen zu Hause nicht musiziert wird und die in der Schule das erste Mal mit einem Instrument in Berührung kommen.
Er ist frustriert, weil die Kinder aus seiner Sicht nicht gut genug Noten lesen können – die Kinder sind frustriert, weil sie in der einen Stunde Musikunterricht in der Woche besser mit einem spielerischen Zugang bedient wären statt mit Musiktheorie.
Don’t do it like that!
Zielgruppengerechte Ziele zu formulieren, ist essentiell.
Es gibt Richtlernziele, Groblernziele und Feinlernziele. Das übergeordnete Lernziel für den Kartenset-Workshop ist zum Beispiel die Konzeption des Kartensets. Die weiteren Lernziele ordnen sich diesem übergeordneten Ziel unter. Die Konzeption ist – in Abgrenzung z. B. zum Erstellen und Gestalten der Karten – ein für alle Teilnehmenden realistisch erreichbares Ziel innerhalb des zur Verfügung stehenden Zeitrahmens.
Für das Festlegen eines Ziels spielt unter anderem eine Rolle, was ich an Vorkenntnissen bei meinen Teilnehmenden erwarten darf, wie heterogen die Gruppe voraussichtlich ist und wie viel Zeit zum Erreichen des Ziels zur Verfügung steht.
Zielgruppengerechte Ziele zu formulieren, ist essentiell – bei jedem neuen Kurs, Workshop, Training oder Seminar, das du erstellst.
Learnings aus Schritt 7:
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- Formuliere ein klares, realistisch erreichbares, übergeordnetes Lernziel für deinen Kurs. Ergänze weitere, sich unterordnende Lernziele, falls erforderlich.
.- Berücksichtige eine angemessene Lerntiefe: Es macht einen Unterschied, ob deine Teilnehmenden am Ende des Kurses etwas wissen oder etwas können sollen.
.- Ein wichtiger Punkt ist die didaktische Reduktion: Dein Job ist nicht, alles was du weißt und kannst, per Druckbetankung zu vermitteln. Dein Job ist, genau das auszuwählen, was deine Kursteilnehmenden jetzt gerade benötigen – nicht mehr und nicht weniger!
.- Außerdem spielen kognitive, affektive und psychomotorische Lernziele eine Rolle – und zwar so ausgewogen wie möglich.
Sagt dir alles nicht so richtig was?
Dann ist eine Runde Learning-by-Doing im Workshop »Seminar konzipieren« vielleicht das richtige für dich.
8. Die Reihenfolge: Lernformen aussuchen und verknüpfen
Für den Kartenset-Workshop brauchen wir zum Start eine gehörige Portion (Selbst-)Reflexion. Das hilft den Teilnehmenden, die Karten so zu konzipieren, dass diese für ihre spezifische Arbeit sinnvoll und zielgerichtet einsetzbar sind.
Ich entscheide mich für eine Kombination aus Flipped Classroom und dem gemeinsamen Durchgehen bestimmter Inhalte während des Workshops. So bereiten die Teilnehmenden schon etwas vor und bringen es mit (in diesem Fall sind es ein paar wichtige individuelle Erkenntnisse, die im Workbook festgehalten werden). Positiver Effekt: Alle starten mit ähnlichen Voraussetzungen in den Workshop, wir können sehr schnell in die inhaltliche Arbeit einsteigen und das gegenseitige Feedback hat eine hohe Qualität.
Learnings aus Schritt 8:
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- Achte bei den Lernformen auf eine anregende Mischung. Passende Lernformen hängen maßgeblich von den Lernzielen ab, also nicht schludern bei Punkt 7.😉Außerdem spielt der Rahmen eine Rolle, siehe Punkt 6, und – ganz wichtig – welche Voraussetzungen deine Teilnehmenden mitbringen.
.- Gestalte die Gelenkstellen zwischen verschiedenen Lernformen bewusst und verknüpfe sie sinnvoll.
9. Die Perlen: Inhalte & Methoden festlegen
Im konkreten Beispiel sind der Flipped-Classroom-Teil und die erste Workshop-Session konzeptionell am anspruchsvollsten. Ihnen widme ich ganz besondere Sorgfalt, denn damit steht und fällt der gesamte Kartenset-Workshop.
Auch für das Festlegen von Inhalten und Methoden sind die vorher formulierten Lernziele (Punkt 7) meine Leitplanken. Was die Methoden angeht, habe ich einen Riesenfundus aus meiner Trainerausbildung zur Verfügung. Mein Methoden-„Koffer“ besteht aus zwei dicken Ordnern, prall gefüllt mit Wissen, ergänzt durch diverse Fachbücher. Außerdem greife ich gerne auf das Buch Moderations-Tools von Amelie Funcke und Eva Havenith* zurück und lerne von Kolleg:innen regelmäßig Neues.
Mit der Zeit haben sich für mich Lieblingsmethoden herauskristallisiert, die ich immer wieder gerne einsetze, weil sie sich bewährt haben. Aber ständig nur dieses Karussell von Methoden zu verwenden, würde mich langweilen. Deswegen probiere ich gerne neue Kombinationen aus, wenn es passt. Für den Kartenset-Workshop habe ich das Konzept neu gemacht und entschieden, diesmal als Methode zum Beispiel das Zieleraster ins Zentrum zu stellen.
Learnings aus Schritt 9:
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- Bau dir nach und nach einen Fundus von Methoden auf, die sich für dich bewähren.
.- Bleib trotzdem flexibel und im Fluss: Dein Methodenset darf und soll sich über die Zeit ändern, so wie du selbst dich auch durch jede neue Erfahrung weiterentwickelst.
10. Die Präsentation: Inhalte passend visualisieren
Zweck der Visualisierung ist es unter anderem, deinen Teilnehmenden Orientierung zu geben, Inhalte leichter zu verankern, Beispiele zu zeigen und alle gemeinsam durch den Workshop hindurchzuführen.
Der Schlüssel hierfür ist eine sinnvolle Visualisierung der relevanten Strukturen und Inhalte (nicht alles muss visualisiert werden!). Es fängt mit der Agenda an, geht über das Erklären von einzelnen Aufgaben, dem Festhalten von Zwischenergebnissen und endet mit einem gelungenen Ausstieg aus dem Tag.
Dahinter stehen wiederum bestimmte Bedürfnisse deiner Teilnehmenden: In der ersten Phase eines Workshops sind zum Beispiel Orientierung, Sicherheit und Transparenz wichtig. In anderen Arbeitsphasen geht es etwa um das Würdigen und Sichtbarmachen individueller Beiträge. Diese Bedürfnisse finden sich idealerweise in der Visualisierung widergespiegelt.
Durch welche Tools du deine Inhalte vermittelst:
- auf Flipcharts,
- mit Moderationskarten auf Metaplanwänden,
- auf einem Whiteboard oder Smartboard,
- auf Powerpoint-Folien,
- per Dokumentenkamera,
- virtuell mit Miro oder Mural…
…hängt davon ab, in welchem Umfeld du mit deinen Teilnehmenden arbeitest, wie interaktiv oder dozierend deine Methoden sind – und natürlich auch davon, was du zur Verfügung hast.
Wichtiger als das Tool sind allerdings die Inhalte! Beim Visualisieren der Inhalte zeigt sich (wortwörtlich), wie gut deine bisherige Konzeption war. Wenn du Schwierigkeiten hast, bestimmte Punkte abzubilden, dann hast du in der Regel noch nicht genug Klarheit über sie.
Ich nutze Visualisierung für meine Konzepte ganz gezielt auch als Prüfstein.
Für den Kartenset-Workshop habe ich mich entschieden, den Ablauf und bestimmte Inhalte auf einem Mural-Board zu zeigen, sprich für die Teilnehmenden sichtbar zu machen. Bei der Gestaltung der Board-Struktur habe ich schnell Punkte identifiziert, die ich bis dahin noch nicht bedacht hatte.
Außerdem zwingt mich das Visualisieren, Entscheidungen zu treffen:
- Was in welcher Reihenfolge?
- Was sofort zeigen, was erst später aufdecken?
- Wie weit ins Detail gehen?
- Wie viel Zeit wofür?
Eine weitere Entscheidung war, das Mural-Board diesmal rein zum Zeigen zu verwenden – obwohl man damit super kollaborativ und interaktiv in der Gruppe arbeiten kann. Grundsätzlich sind die kollaborativen Möglichkeiten in Mural super. Für die Ziele dieses Workshops war es aber sinnvoller, die Teilnehmenden ihre Ergebnisse mit Stift und Papier für sich selbst erarbeiten zu lassen. So haben sie am Ende des Tages tatsächlich schon die ersten Karten-Entwürfe in der Hand (und nicht irgendwo im digitalen Nirvana auf einem virtuellen Board).
Außerdem müsste Mural als Tool erst eingeführt und der Umgang damit eingeübt werden. Für einen so kompakten Workshop lohnt sich das nicht. Wir hätten unverhältnismäßig viel Zeit und Ressourcen dafür aufwenden müssen und wenig konkreten Nutzen gehabt.
Für den Kartenset-Workshop habe ich mich entschieden, den Ablauf und bestimmte Inhalte auf einem Mural-Board zu zeigen und so die Teilnehmenden durch den Workshop zu führen.
Learnings aus Schritt 10:
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- Visualisierung ist ein hervorragender Prüfstein für dein Kurs-Konzept – und zwar bevor du es auf deine Teilnehmenden loslässt. 😉
.- Wähle zum Vermitteln Tools aus, die die Kursziele unterstützen. Ein fancy Tool, dass zu viele Kapazitäten bindet und vom eigentlichen Tun und Inhalt ablenkt, ist ungeeignet. Nicht das Werkzeug sollte im Vordergrund stehen, sondern dass deine Teilnehmenden ihre Ziele erreichen können.
Fazit: Darauf kannst du achten, wenn du einen Kurs, ein Seminar, einen Workshop oder ein Training didaktisch sinnvoll konzipieren willst
Unterscheide zwischen Ideenphase und Konzeptionsphase.
In der Ideenphase sammeln wir erstmal viele verschiedene Möglichkeiten. Nach und nach reduzieren und verfeinern wir diese Möglichkeiten, bis zur finalen Auswahl. Um auswählen zu können, brauchen wir aber zunächst eine möglichst unzensierte Sammlung. Es dürfen auch ungewöhnliche und verrückte Ideen dabei sein. In der Konzeptionsphase geht es dann um Struktur und ein didaktisch sinnvolles Verknüpfen von Inhalten, Vermittlungs- und Lernmethoden.
Suche dir Sparrings-Partner:innen.
Oft ist es hilfreich, in der Ideen- und der Konzeptionsphase mit Menschen zu sprechen, die verstehen, was du vorhast UND einen etwas anderen Erfahrungshorizont haben als du selbst. Diese »verständige Außenperspektive« ist sehr wertvoll. Schau dich in deinem (beruflichen) Netzwerk um, wer dafür infrage kommt – oder sprich mich an: Genau für solche Situationen habe ich die Punktlandung eingerichtet.
Berücksichtige in der Konzeptionsphase alle erforderlichen Zutaten.
Einen Kurs oder Seminar wie ein zu erstellen ist wie Kuchenbacken: Du entscheidest dich zuerst für den Rahmen, die äußere Form: Für dein weiteres Tun macht einen Unterschied, ob du einen Gugelhupf, Apfelkuchen vom Blech oder Zimtmuffins backen willst. Genauso macht es einen Unterschied, ob du einen mehrwöchigen Selbstlernkurs, einen interaktiven Tagesworkshop oder ein begleitetes Gruppencoaching anbietest.
Klar formulierte Lernziele, passende Lernformen, Inhalte, Methoden und Visualisierungen sind so erforderlich für deinen Kurs wie Mehl, Butter, Zucker und Eier für einen Kuchenteig. Fehlt etwas, dann wird dein (Teig-)Gerüst zu schwach und du riskierst, dass dir alles auseinanderfällt.
Wie hältst du es mit der Konzeption deiner Kurse, Workshops, Seminare oder Trainings? Bist du bei den 10 Schritten dabei oder gehst du einen anderen Weg? Lass es mich in den Kommentaren unten wissen!
Entwickle den zeitlichen und inhaltlichen roten Faden für dein nächstes Seminar, deinen Kurs oder Workshop.
Ganz nebenbei lernst du eine visuelle Planungsmethode kennen, die du immer wieder einsetzen kannst.