Lese- und Schauzeit: ca. 9 Minuten | aktualisiert: 04.10.2021
Seit ich Blogartikel schreibe, stehe ich regelmäßig vor einem Problem: Ich brauche Bilder, mit denen ich meine Texte illustrieren kann.
Bei Anleitungen – wie dem visuellen Tagesplan – kann ich einfach selbst eine Reihe von Fotos machen. Es gibt aber Inhalte, da geht das nicht. Die kann ich nicht fotografieren, weil ich die Utensilien nicht zur Hand habe (drei Eiskugeln im Hörnchen zum Beispiel), oder weil sie ein bestimmtes Gefühl widerspiegeln (wie etwa Ratlosigkeit).
Manchmal stöbere ich in Stockfotos, aber ehrlich gesagt finde ich da selten etwas, das mir gefällt und genau das ausdrückt, was ich möchte. Außerdem ist es verdammt schwer, Fotos zu finden, die nicht beliebig und austauschbar wirken. Und dann sollen auch noch Bilder verschiedener Fotografinnen optisch möglichst gut zusammenpassen… Ach, lassen wir das! Wenn ich solche Fotos verwende, dann oft nur als kurzzeitige Platzhalter.
Irgendwann war ich es leid, im Netz massenhaft Zeit zu verschwenden auf der Suche nach Bildern, die dann noch nur so la-la sind.
Statt lange nach Fotos zu suchen, mache ich inzwischen gerne einfache, kleine Zeichnungen, um meine Blogartikel zu illustrieren. Die Bildideen dazu habe ich oft schon im Kopf. Und bei der Umsetzung versuche ich, möglichst zeitsparend und einfach vorzugehen.
Das ist übrigens auch der Grund, warum ich bei analogen Zeichnungen bleibe. Ich bin mit Stift und Papier soooo viel schneller, als mit jedem digitalen Zeichenprogramm. (Da neige ich dazu, ständig irgendwelche Schritte rückgängig zu machen und mich in 1000 Optionen zu verlieren, die die Software bietet.) Dann doch lieber analog zeichnen und digital weiterverarbeiten!
Hier zeige ich dir zwei Varianten meines Workflows.
Variante 1: Die schnelle Zeichnung zwischendurch
Im Artikel „Wie sieht eine gut formulierte Aufgabe aus?” weise ich in einem Abschnitt darauf hin, dass kleinere Teilaufgaben manchmal sinnvoller sind. Weil das aus meiner Sicht ein wichtiger Aspekt ist, möchte ich nicht, dass das leichthin überlesen wird. Ich brauche also ein Stopper-Bild, an dem die Leserin, die den Text vielleicht nur überfliegt, hängenbleibt… und sich fragt, was denn das Motiv mit dem Thema des Artikels zu tun hat.
Beim 3‑Minuten-Ideen-Brainstorming mit mir selbst 😉 fand ich die Idee ganz charmant, das Portionieren von Aufgaben als Eiskugel-Portionen zu verbildlichen. Finde jetzt mal auf die Schnelle ein Stockfoto von drei Eishörnchen, die im Vergleich ein, zwei und drei Eiskugeln in absteigender Reihenfolge zeigen! (Ja, ich hatte eine sehr spezifische Bildidee, und dann will ich das auch genauso haben!) Also lieber gleich selber zeichnen. 😀
Schritt 1:
Ich hab’s mir einfach gemacht und mir einen dicken Filzstift und Schmierzettel geschnappt. In zwei Minuten habe ich 14,5 Eishörnchen gezeichnet: Bis ich drei hatte, die mir gefallen haben und einigermaßen gleichgroß waren.
Schritt 2:
Im nächsten Schritt habe ich mit dem Handy drei Einzelfotos gemacht: In der Nähe des Fensters, um genug Tageslicht zu haben. Ach ja, und möglichst gerade von oben, um kein verzerrtes Bild zu machen.
Schritt 3:
Die Handys von heute 😉 sind ja schon toll! Die Standard-Bildbetrachtungs-Software auf meinem Smartphone bringt schon alle notwendigen Bearbeitungsmöglichkeiten mit. Eine zusätzliche App ist also nicht nötig. Mit ein paar wenigen Klicks habe ich Kontrast und Helligkeit so auf den Fotos verändert, dass:
- der abfotografierte Papierhintergrund reinweiß ist (und nicht so bläulich wie auf dem unbearbeiteten Foto oben), und
- später keine Kanten zwischen den drei Einzelfotos zu sehen sein werden.
Schritt 4:
Die drei Fotos mithilfe der WordPress-App vom Handy in die Mediathek des Blogs hochladen.
Schritt 5:
Die drei Fotos aus der WordPress-Mediathek in den Blogartikel einbinden. In diesem Fall haben ich für diesen Abschnitt ein dreispaltiges Layout verwendet, damit die Bilder schön nebeneinander stehen.
Voilà! Fertig in unter 10 Minuten!
Variante 2: Eine komplexere Zeichnung zum Zusammenbasteln
Das ist ein bisschen ambitionierter als Variante 1. Wenn du keine Scheu davor hast, einfach mal drauf loszuzeichnen, ist aber auch das schnell umgesetzt. Bestenfalls hast du noch ein Bildbearbeitungsprogramm wie Gimp (kostenlos) oder Photoshop zur Verfügung.
Ich zeige dir hier meinen prinzipiellen Workflow. Bitte richte darauf dein Augenmerk – und nicht auf die Art der Zeichnung oder das Motiv. 🙂
Das Bild aus dem Beispiel ist schon etwas komplexer (menschliche Figur mit Händen) und für Visualisierungs-Anfängerinnen wahrscheinlich zu überfordernd. Aber: Den Workflow kannst du mit jeder Art von Visualisierung machen. Je einfacher die Zeichnung, desto weniger Zeit wirst du brauchen. Und je mehr Erfahrung du im Laufe der Zeit gesammelt hast, desto leichter werden dir auch komplexere Bilder fallen.
Für den Artikel „Fürs Visualisieren muss ich zeichnen können – oder etwa doch nicht?!“ wollte ich ein Titelbild haben, das eine gewisse Ratlosigkeit zeigt. Bei der Bildersuche im Netz bin ich sehr schnell bei einem Bezahlanbieter gelandet, bei dem man eine ganze Galerie verschiedener emotionaler Zustände kaufen kann.
© istockphoto /Motortion
Nur: Das Gelb passt überhaupt nicht zu meinem Farbkonzept im Blog. Ich hätte das Bild meiner Wahl also auf jeden Fall bearbeiten müssen, um die Hintergrundfarbe anzupassen. Finde ich lästig und dauert mir viel zu lange für ein Foto, das dann mir dann am Ende auch wieder nur so la-la gefällt.
Die Pose unten rechts in der Galerie der gelben Bilder fand ich aber als Vorlage für die Körperhaltung ganz gut. Weil ich eh schon mal versucht hatte, mich selbst mit ein paar Strichen möglichst einfach zu portraitieren, war die Idee schnell geboren: Ich zeichne mein Alter ego in einer entsprechenden Körperhaltung für das Beitragsbild im Blogartikel!
Die Zeichnung als Collage
Beibehalten wollte ich vier Dinge:
- Die Kopfform,
- die Frisur,
- die Einfachheit von Augen, Nase, Mund und
- den blauen Ringelpulli.
Ich kann mir nämlich vorstellen, dass das meine Sympathiefigur wird, die im Blog und auf Social Media immer mal wieder auftauchen kann. Dafür braucht es einen gewissen Wiedererkennungswert.
Schritt 1:
Zuerst habe ich den Kopf gezeichnet – mit dem entsprechenden Gesichtsausdruck.
Schritt 2:
Weil ich keine Lust hatte, lange mit mit den Proportionen Kopf-zu-Körper und Kopfhaltung herumzuprobieren, habe ich den Kopf dann ausgeschnitten und den Körper gleich als separate Skizze angelegt. Wenn ich Kopf und Körper einzeln habe, kann ich sie später in der Bildbearbeitungs-Software leichter aneinander anpassen.
Die Armhaltung der Fotogalerie-Pose habe ich mit ganz groben Bleistiftstrichen abgezeichet. Mit einem blauen Filzstift habe ich anschließend die Ringelpullistreifen gezogen und den Bleistift wegradiert.
Schritt 3:
Mit den Händen hatte ich mehr Mühe. Es hat einige Versuche gebraucht, bis ich eine „gut genuge“ rechte und linke Hand hatte. Auch hier habe ich versucht, es mir möglichst einfach zu machen. Nach den ersten nicht so dollen Resultaten habe ich mir kleine Schmierzettel geschnitten, um durchpausen zu können, was von den Händen gut war. Ich hab mich also mit zwei Blättern übereinander ans Fenster gestellt und die Linien nachgezeichnet, die passten. Den Rest (Fingerhaltung…) habe ich dann versucht, nach der Fotovorlage zu ergänzen.
Weil ich einiges an Zeichenpraxis habe, haben mich die Schritte 1 bis 3 nur etwas mehr als 15 Minuten gekostet. Wenn du das zum ersten Mal ausprobierst, dann gönn dir mehr Zeit – oder halte es vom Motiv her viel, viel einfacher. Die Hände lassen sich auch als simple Ovale mit kurzem Strich für den Daumen darstellen. Die Aussage in der Körperhaltung ist dieselbe(!) und es geht deutlich schneller. 😉
Hätte ich nicht die Ambition mit der wiedererkennbaren Sympathiefigur… ich hätte es auch einfach so zeichnen können:
Schritt 4:
Alles einscannen! (Alternativ kannst du das auch mit dem Handy abfotografieren, aber die Bildqualität ist dann schlechter und das Nachbearbeiten [Verzerrungen!] mühsamer.)
Schritt 5:
Hier kommt für mich dann Photoshop ins Spiel. (Genau dasselbe ist aber auch mit dem kostenlosen Programm Gimp möglich.) Die analogen Zeichnungen zerlege ich verschiedene Ebenen in Photoshop. Dann kann ich die einzelnen Teile (Kopf, Pulli, Hände) wie in einer Collage hin- und herschieben, drehen und sogar die Größe jeweils ändern, bis alles zusammenpasst. In diesem Fall ergänze ich dann zum Beispiel noch Farbflächen in weiß und blau. Mithilfe der einzelnen Ebenen baue ich das Bild also zusammen.
Schritt 6:
Das Bild als JPEG abspeichern und in die WordPress-Mediathek hochladen.
Schritt 7:
In WordPress als Beitragsbild im Blogartikel verknüpfen.
Voilà! Fertig!
Die Gedankenblase mit dem Text ist übrigens aus einem anderen meiner Blogartikel. Ich habe sie hier in der digitalen Collage einfach noch mal zweitverwendet.
Apropos Zweitverwendung: Den Mund flugs ausgetauscht und ein bisschen Text ergänzt und schon sind zwei Bildpostings für Instagram fertig!
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Super Idee. Da habe ich das Gefühl, dass selbst ich das kann! Sieht wirklich einfach aus. Danke!
Herzliche Grüessli Jeannine
Klar kannst du das! 💪 Einfach mal ausprobieren, liebe Jeannine!