gedanken-skizzen © Viktoria Cvetković | bebildert.eu

Lese­zeit: 7 Minu­ten | aktua­li­siert: 24.05.2021

Lass uns heute mal auf eine beson­dere Form von visu­elle Noti­zen schauen: die Gedankenskizzen.

Gedan­ken­skiz­zen sind im Grunde die klei­nen Schwes­tern von visu­el­len Noti­zen. Sie pas­sen locker auf eine Mode­ra­ti­ons­karte, ein A6-Notiz­block­blatt oder einen Kle­be­zet­tel. Sie trans­por­tie­ren ein­zelne Infor­ma­ti­ons­häpp­chen. In der Regel ent­hal­ten sie nur einen ein­zi­gen Gedan­ken oder Zusammenhang.

Gedan­ken­skiz­zen sind eine ein­fa­che Visua­li­sie­rungs­tech­nik, die sich der­sel­ben Ele­mente bedient wie visu­elle Noti­zen auch (Text, Linien, Rah­men, Pfeile, Sym­bole, Farbe). Bei ihnen geht es aber noch nicht darum, alle Gedan­ken struk­tu­riert zu einem gro­ßen Gan­zen zusam­men­zu­fü­gen, son­dern erst ein­mal zu erkun­den, was da ist und wohin die Reise gehen kann. Sie kon­zen­trie­ren sich jeweils auf einen Kernpunkt.

Gedankenskizzen – ein Beispiel aus dem Alltag

Mein Vater ist Hand­wer­ker und tüf­telt gerne neue Dinge aus. Viele mei­ner Möbel, vom Schreib­tisch bis zum Sofa, hat er selbst ent­wor­fen und gebaut. Jedes Mal, wenn es mit der Pla­nung los­ging, haben wir uns am Küchen­tisch zusam­men­ge­setzt und bespro­chen, wie wir uns das neue Möbel­stück jeweils vorstellen.

Es hat sich als sehr hilf­reich erwie­sen, die Ideen direkt von Anfang an mit ein paar Stri­chen aufs Papier zu brin­gen, um nicht anein­an­der vor­bei­zu­re­den. Wenn zwei Leute über „ein Bücher­re­gal mit sechs Ein­le­ge­bö­den“ spre­chen, kön­nen sie näm­lich sehr unter­schied­li­che Bil­der dazu im Kopf haben:

gedanken skizzieren © Viktoria Cvetković | bebildert.eu

Wäre blöd, wenn das Miss­ver­ständ­nis erst beim Zusam­men­bauen in der Woh­nung auffällt…

Gedankenskizzen – noch ein Beispiel aus dem Alltag

Diese Klar­heit ist mir auch wich­tig, wenn ich mit einer Kun­din spre­che, um für sie ein indi­vi­du­el­les Trai­ning zu ent­wi­ckeln. Wir reden dann oft über abs­trakte Pro­zesse und Kon­zepte wie Resi­li­enz, Change-Manage­ment, Media­tion, Agi­li­tät, Bür­ger­be­tei­li­gung oder Friedensarbeit.

Um zu ver­ste­hen, womit ich mei­ner Kun­din am bes­ten hel­fen kann (bei­spiels­weise, was sie von mir genau an Trai­nings­in­hal­ten braucht, um als Ver­wal­tungs­chefin einen drei­tä­gi­gen Pla­nungs­work­shop für ihre Mit­ar­bei­ten­den in visu­ell star­ken Arbeits­pla­ka­ten umset­zen zu kön­nen), fange ich nach spä­tes­tens drei Minu­ten an, diese Kon­zepte grob aufzuzeichnen.

Oft sind das nicht mehr als ein paar Käst­chen und Kreise mit Pfei­len. Aber sie machen ein kör­per­lo­ses, begriff­li­ches Kon­strukt wie „inter­dis­zi­pli­näre Zusam­men­ar­beit“ über­haupt erst ein­mal auf dem Papier sicht­bar und (be-)greifbar.

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Ein paar Stri­che genü­gen, um einen Gedan­ken aus­zu­drü­cken, zwei mit­ein­an­der zu ver­bin­den oder das eigene Ver­ständ­nis zu über­prü­fen: „Spre­chen wir gerade über einen ite­ra­ti­ven Pro­zess? Ver­stehe ich es rich­tig, dass wir min­des­tens drei Test­schlei­fen brau­chen, um zu wis­sen, ob das Kon­zept funktioniert?“

Und schon kom­men wir ganz anders mit­ein­an­der ins Gespräch. Viel­leicht sagt meine Kun­din dann: „Genau! Aber jetzt, wo ich das so sehe, fällt mir auf, dass der Knack­punkt genau hier liegt.“

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Wozu kannst du Gedankenskizzen verwenden?

Das Beschrän­ken auf den einen wich­ti­gen Gedan­ken macht Gedan­ken­skiz­zen beson­ders gut geeig­net zum (Er)-Klären, Leh­ren und Präsentieren:

  • Du kannst eigene Gedan­ken klä­ren, indem du schnell eine Idee fest­hältst. Oder meh­rere Ideen sam­melst, jede auf einem eige­nen, klei­nen Zet­tel. So kannst du dir Klar­heit über einen Sach­ver­halt ver­schaf­fen und die Ideen dann leich­ter weiterentwickeln.
  • Du kannst im Gespräch mit einer ande­ren Per­son über­prü­fen, ob ihr euch rich­tig ver­stan­den habt, und dann von einem gemein­sa­men Punkt aus eure Gedan­ken­gänge weiterverfolgen.
  • Du kannst ein kom­ple­xes Thema in ein­zelne Punkte her­un­ter­bre­chen und Schritt für Schritt (Gedan­ken­skizze für Gedan­ken­skizze) erklä­ren – in einem Gespräch auf einem Blatt Papier, beim Team­mee­ting auf dem Flip­chart, in gro­ßer Runde in einer PowerPoint-Präsentation.

(Das haben Gedan­ken­skiz­zen übri­gens mit rich­tig guten Prä­sen­ta­ti­ons­fo­lien gemein­sam: Pro Folie nur ein Gedanke.)

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Das Wichtigste zusammengefasst…

Gedan­ken­skiz­zen bil­den also nicht das große Ganze ab – anders als eine visu­elle Notiz, die oft als Über­sicht aller mög­li­chen Zusam­men­hänge oder Abläufe dient – son­dern kon­zen­trie­ren sich auf einen Kern­punkt.

Gedan­ken­skiz­zen sind ein Ideen­ka­ta­ly­sa­tor, um ein­zelne Ideen, Fra­gen und Lösungs­an­sätze sicht­bar zu machen. Ent­we­der nur für dich selbst, spon­tan im Gespräch mit ande­ren, oder fer­tig vor­be­rei­tet auf Prä­sen­ta­ti­ons­fo­lien oder einem Flip­chart, um ande­ren Men­schen dein Anlie­gen Schritt für Schritt zu verdeutlichen.

Mit Gedan­ken­skiz­zen kannst du ein gemein­sa­mes Ver­ständ­nis her­stel­len und dei­nen Gesprächspartner:innen einen Anknüp­fungs­punkt bie­ten:

„So sehe ich das auch!“

„Die­ses Detail habe ich noch nicht verstanden!“

„Wenn wir das wei­ter­den­ken, bedeu­tet das Folgendes: …“

… und ein schöner Nebeneffekt

Und wenn deine eige­nen Gedan­ken­skiz­zen zwar les­bar aber nicht per­fekt sind, dann hat dein Gegen­über viel­leicht auch den Mut, ein­fach selbst den Stift in die Hand zu neh­men und die eige­nen Gedan­ken eben­falls mit ein paar schnel­len Stri­chen sicht­bar zu machen.

Ist mir in den letz­ten Jah­ren jeden­falls schon ein paar Mal pas­siert: Ich stehe nach mei­ner Prä­sen­ta­tion in der Kon­fe­renz­pause an der Kaf­fee­bar und komme mit einem Zuhö­rer ins Gespräch. Wir unter­hal­ten uns eine Weile, dann schaut er sich suchend um, ver­langt von der Barista einen Kugel­schrei­ber und erklärt mir schließ­lich auf einer fle­cki­gen Papier­ser­vi­ette, warum er einen bestimm­ten Punkt aus mei­nem Vor­trag anders sieht als ich.

Mir geht dann immer das Herz auf – nicht, weil wir unter­schied­li­cher Mei­nung sind, son­dern weil diese spon­tane Skizze oft beglei­tet wird von einem halb ent­schul­di­gend, halb stolz gemur­mel­ten: „Ach, ich pro­biere das jetzt auch mal…“

Ein wei­te­rer Schritt zur visu­el­len Alpha­be­ti­sie­rung des Abend­lan­des! 😉

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Visua­li­sie­rung hilft dir, Zusam­men­hänge sicht­bar zu machen, Wis­sen zu sichern und im Gedächt­nis zu verankern.

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