Foto: Ute Gabriel
Lesezeit: ca. 6 Minuten | aktualisiert: 13.10.2021
Wäre es gut, manchmal eine Zeitreise machen zu können? Zu einem jüngeren Ich, um sich selbst beraten und Mut machen zu können? Mit dem Wissen von heute? Ich weiß es nicht. Die Erfahrungen, die wir dann machen (und die wir nicht machen) würden, wären wahrscheinlich andere. Trotzdem finde ich das Gedankenexperiment interessant:
Welche 10 Tipps würde ich meinem 10 Jahre jüngeren Selbst geben – von heute aus gesehen?
1. Nimm die gläserne Decke wahr – und ernst.
Ja, du steckst beruflich fest. Du bist im vierten Jahr in dieser Organisation und die gläserne Decke wird allmählich spürbar. Du wirst dir in den nächsten Jahren noch einige Male heftig den Kopf daran stoßen, du weißt es nur noch nicht.
Mit Fleiß, Weitsicht und harter Arbeit krempelst du deinen Aufgabenbereich um. Abläufe greifen jetzt besser ineinander, brauchen weniger Zeit und Aufwand. Dein Team wächst. Du berichtest deinen Vorgesetzten regelmäßig darüber und bist überzeugt, dass sie die positiven Veränderungen wahrnehmen, anerkennen und honorieren werden.
Werden sie nicht. Nicht jetzt – und auch nicht in 10 Jahren.
Nimm wahr, was hier gespielt wird. Und dann:
2. Finde deine Nische.
Konzentriere dich frühzeitig auf die Bereiche, in denen du dich entfalten kannst. Die du gestalten kannst. Du wirst Erfolge einfahren und Erfahrungen machen, die dich innerlich laut lachen lassen über die verzweifelten Sprüche derer, die versuchen, dich weiterhin klein zu halten.
3. Wenn der Weg nach oben blockiert ist, mach dich breit.
Werde die Expertin, auf die sie schlecht verzichten können. Dann wirst du auf sie verzichten können. Du wirst staunen, wer alles im Laufe der Jahre deine Expertise nachfragen wird.
4. Lass dich nicht verheizen – lerne Nein zu sagen.
Deine Kollegin geht in Elternzeit? Kein Problem, du mit deinem unermüdlichen Einsatz kannst ihre Aufgaben doch sicher noch zusätzlich übernehmen, oder? Ist ja nur für 15 Monate.
Dir schmeichelt, dass nur du dafür in Frage kommst. Es fühlt sich an wie ein Ritterschlag.
Die Folge ist aber ein Tiefschlag. Nach 6 Monaten wirst du ausgebrannt sein. Eines Morgens wirst du aufs Rad steigen und zur Arbeit fahren, denselben Weg wie immer. Und dann wirst du mitten auf der Strecke stehenbleiben und nicht mehr wissen, wo du langfahren sollst.
BÄM! Du kannst dich einfach nicht mehr an den Weg erinnern. Da ist nur noch ein gähnend schwarzes Loch in deinem Kopf. Deine Kraft reicht noch, um umzudrehen und nach Hause zu fahren. Du weinst erstmal eine Runde und dann machst du das einzig richtige: Du holst dir Hilfe.
Umarme die nächsten Monate. Sie bilden einen entscheidenden Wendepunkt in deinem Leben.
5. Such dir frühzeitig Verbündete.
Stell dir vor: Es geht dir nicht allein so. Das wirst du aber erst feststellen, sobald du dich öffnest und mit anderen über deine Situation sprichst.
Du musst das nicht mit dir alleine ausmachen.
Je mehr du dich vernetzt, desto klarer wird dir, dass mit dir alles in Ordnung ist. Der Fehler steckt nicht in dir, der Fehler steckt im System. Diese Organisation krankt an strukturellen Problemen. Die wirst du nicht lösen können, auch wenn du es gerne würdest.
6. Lass die Verantwortung bei denen, die sie haben.
Punkt.
7. Nimm Beratung an.
Du wirst bei einer Weiterbildung eine Mentorin kennenlernen, die dich auf eine ganz neue Spur setzt. Am Beispiel ihres Lebenswegs wird dir klar, was auch für dich alles möglich wäre. Das erste Mal leuchtet zaghaft die Idee von Selbständigkeit in deinen Gedanken auf.
Dir geht der Arsch auf Grundeis – das hat in deiner Familie noch niemand gemacht.
Aber der Wunsch nach Freiheit und Selbstwirksamkeit wird dich nicht mehr loslassen. Halte Ausschau nach Barbara. 😉 Und dann nach Sigrun – sie wird später deine Business-Mentorin werden und dein Verständnis, wie eine Unternehmerin arbeitet, komplett umkrempeln.
8. Verrate niemals deine Werte und Überzeugungen.
Gerechtigkeit, Transparenz, Wertschätzung, Neugier, Offenheit, Flexibilität, Integrität. Je mehr du dein Leben an deinen Werten ausrichtest, desto stärker wirst du. Auch wenn du es jetzt noch nicht glauben kannst:
Das ambivalente Gefühl des Angstgestelltenverhältnisses wird sich in 10 Jahren verwandelt haben in das herrliche Gefühl der freien Wahl.
Wenn du bleibst, dann, weil du willst – nicht, weil du musst. Love it, change it, or leave it.
9. Folge beim Aufbau deiner Selbständigkeit deiner Intuition.
Du musst dein Thema nicht suchen – es hat dich schon längst gefunden.
Du wirst es erst zergrübeln und versuchen, alle deine Multibegabungen unter einen Hut zu bringen. Auf dem Weg wirst du dir immer wieder eine bestimmte Frage stellen. Die Antwort lautet:
JA, es ist völlig OK, nicht deine Number-One-Leidenschaft zum Beruf zu machen, sondern dein zweitliebstes Thema. Wenn das, was du liebst, mit finanziellem Erfolgsdruck verbunden ist, macht es dir keinen Spaß mehr. Kreativität auf Abruf wird für dich zu Unkreativität. Auftragsarbeiten engen dich ein. Wenn du das loslässt, schaffst du Platz für Neues.
Und BÄM! Dein zweitliebstes Thema wird sich zur echten Berufung entwickeln, sobald du ihm die verdiente Aufmerksamkeit schenkst.
Bild: Ute Gabriel
10. Hör auf dein Bauchgefühl, hör auf die Signale deines Körpers.
Du hast mittlerweile viel Erfahrung. Deine Intuition ist dein zuverlässigster Kompass, wenn es um wichtige Entscheidungen geht. Du fühlst dich müde? Dann mach eine Pause. Du musst nicht alles schaffen und schon gar nicht alles auf einmal. Lass den maßlosen Perfektionismus los. Oder wie Jane von Klee einmal so schön gesagt hat:
„Weißt du, was 80⁄20 wirklich bedeutet? Unser Perfektionismus kostet uns 80 % unserer Lebenszeit.“
Meine Liebe, du kannst dich auf die nächsten 10 Jahre freuen. Es wird nicht immer leicht sein, es wird Wachstumsschmerzen geben – und es wird richtig gut werden!
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