Lesezeit: ca. 3 Minuten | aktualisiert: 13.06.2022
Gerade habe ich zu meinem #12von12-Artikel einen interessanten Kommentar bekommen: „Dein Einblick in Deinen Tag gefällt mir sehr gut, obwohl ich den tieferen Sinn des Bohnenprojekts nicht verstanden habe.“
Weil der Kommentar von einer wunderbaren Frau aus der wunderbaren Content Society kommt, weiß ich, dass er wohlwollend und interessiert gemeint ist.
Was ist also der tiefere Sinn, warum mache ich bei dem Bohnenprojekt mit und warum schreibe ich darüber? Ich verknüpfe diese Frage mit einem weiteren (viel weniger freundlichen) Kommentar, den ich gestern gelesen habe: „Man soll nur über das schreiben und posten, wofür man bekannt sein will.“
Warum ich über Bohnen schreibe, obwohl ich Expertin für visuelles Denken bin
Richtig ist: In meinem Fall möchte ich als Expertin für visuelles Denken bekannt sein und nicht als Bohnenexpertin wahrgenommen werden. Das Bohnenprojekt hat mit Visualisierung nichts zu tun.
Und trotzdem: Ich bin ja nicht nur mein Beruf! Das Bohnenprojekt ist mir als Mensch wichtig. Weil ich…
- versuche, mich weitgehend ohne Fleisch zu ernähren und
- sehr neugierig bin.
Worum es in dem Bohnenprojekt geht
Das Projekt ist auf der Website der Forscherinnen gut (und mehrsprachig) beschrieben, ich habe sie in meinem Artikel verlinkt. Im weitesten Sinn geht es um eiweißreiche Ernährung ohne Fleisch; dafür braucht es Leguminosen wie Bohnen, Erbsen und Linsen. Aber eben nicht nur eine Sorte, die industriell optimiert ist, sondern eine Vielfalt von Sorten, die zu unterschiedlichen regionalen und klimatischen Bedingungen passen. Schlauerweise gibt es deswegen nicht das eine Versuchsfeld irgendwo an einer Uni, sondern tausende kleiner Anbauflächen in Gärten, auf Balkonen und Fensterbänken von ganz normalen Menschen, quer über Europa verteilt, von Italien bis Finnland, vom Atlantik bis ans Schwarze Meer.
Es ist ein Citizen-Science-Projekt: Es ist offen für alle. Es ist zutiefst demokratisch. Wer möchte, kann mitmachen. Wir dokumentieren per App bestimmte Zeitpunkte und bestimmte Merkmale im Leben der Bohnen. Die Daten aus der App verwenden die Forscherinnen, um zu untersuchen, welche Sorten an welchen Standorten wie gut wachsen, wie resistent sie gegen Krankheiten sind etc.
Warum beteilige ich mich am Bohnenprojekt?
Mein Mann und ich machen mit, weil wir Nerds sind. Ich zum Beispiel habe viel Spaß daran, Dinge genau zu beobachten und zu verstehen, wie sie funktionieren.
In diesem Fall sind es 6 Bohnensorten, die sich optisch unterscheiden und unterschiedlich gut entwickeln, obwohl sie auf der kleinen Parzelle im Garten gleiche Wachstumsbedingungen haben. Manche wuchern wie wild, andere wachsen gar nicht. Manche sind gesund, andere haben mutmaßlich das Bohnen-Mosaik-Virus. Woran ich das Virus erkennen kann, habe ich erst durch das Projekt gelernt – was ich toll finde: Ich weiß jetzt eine Sache mehr!
Wissen ist für mich ein Geschenk, keine Belastung.
Meine Beobachtungsgabe und Freude am Dokumentieren kommt den Forscherinnen zugute und – über das Projekt hinausgesehen – auch uns allen.
Das ist für mich der Sinn des Projekts. Es bereichert mein Leben. Und es trägt gleichzeitig zu etwas Größerem bei.
Ach ja, und zu einem Visuell-erklärt-Artikel hat es mich übrigens auch schon inspiriert. Siehe da: Meine Arbeit profitiert also auch davon, wenn ich über „abseitige“ Themen schreibe, die mich schlichtweg interessieren.
Und du? Was machst du, was „man“ nicht soll? Weil es dir guttut, Freude macht oder einfach nur, weil du Lust dazu hast? Lass mir gerne einen Kommentar da! Ich freue mich über deine Gedanken zum Thema. 🙂
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Hallo Viktoria,
ein sehr interessantes Thema. Ich habe selbst einen kleinen Garten hinterm Haus und baue verschiedene Gemüse- und Obstsorten an. Vielleicht bin ich nächstes Jahr bei so einem Projekt auch mal am Start. Jetzt ist im Beet nämlich kein Platz mehr 😅 Ich schreibe in meinen Artikeln auch viel über mein Privatleben oder lasse andere Themen mit einfließen. Wir bestehen ja aus viel mehr Facetten als nur unserer Arbeit … und die Leser wollen ja auch den Menschen hinter dem Blog kennenlernen und wir Experten sammeln somit noch Sympathiepunkte. Ich bin gespannt, was das Ergebnis deines Bohnenprojektes wird. Viele Grüße Victoria
Hallo Victoria,
danke für deine Rückmeldung! Das Bohnenprojekt hat Spaß gemacht und war insofern erfolgreich, als dass wir sowohl genug ernten konnten, um die verschiedenen Sorten zu probieren, als auch Saatgut für dieses Jahr gewonnen haben. Und einen Beitrag für die Forschung war es auch. Kann ich nur empfehlen, wenn du Spaß am Beobachten und Dokumentieren hast.