Lesezeit: ca. 5 Minuten | aktualisiert: 06.08.2021
Zahlen, Daten, Fakten und auch abstrakte Konzepte lassen sich visuell erklären und damit leichter greifbar machen. In diesem Artikel geht um das Phänomen False Balance.
False Balance stellt ein ernstes Problem in der Auseinandersetzung mit Falschinformationen und Verschwörungserzählungen dar. Es zu kennen, hilft dir Informationen besser einzuordnen – und vielleicht auch in der Diskussion mit Menschen, die gesichtertes Wissen leugnen und stattdessen Quatsch erzählen:
„Die Klimakatstrophe ist nicht menschengemacht.” „Corona gibt es nicht.” „Die Erde ist eine Scheibe.” „Menschen lassen sich wie Hunde in Rassen einteilen.”
Worum handelt es sich?
False Balance ist ein Medienphänomen
Nehmen wir an, zu einem wissenschaftlich untersuchten Thema wie dem Klimawandel gibt es eine Mehrheitsmeinung: „Was wir derzeit an Klimawandel erleben, ist menschengemacht.” Diese Mehrheitsmeinung wird in unserem Beispiel von einhundert Wissenschaftler:innen vertreten.
Aber dann gibt es da noch diese zwei Wissenschaftler:innen, die eine gegenteilige These vertreten. Das ist eine Minderheitsmeinung. In unserem Beispiel würde sie von den sogenannten Klimaleugnern vertreten.
In der Absicht, verschiedene Ansichten und damit die Meinungsvielfalt abzubilden, passiert in der medialen Präsentation dann Folgendes:
Man stellt eine:n von diesen einhundert gegen eine:n von diesen zweien. Und das sieht dann so aus, als wäre das 50:50, also ein Konflikt gleichwertig vertretener Meinungen.
Das Abseitige bekommt mehr Gewicht
Die mediale Balance (z. B. wenn zwei Menschen die gleiche Redezeit in einer Sendung eingeräumt wird) suggeriert eine Balance der Meinungen. Wer unbedarft von außen draufschaut, könnte auf den Gedanken kommen: „Na ja, dann wird die Wahrheit wohl in der Mitte liegen.”
Das Problem an der Sache: Menschen treffen womöglich weitreichende Entscheidungen auf Basis einer False Balance. Zum Beispiel Politiker:innen, wenn es um die Laufzeit von Kohlekraftwerken geht. Oder wir selbst in der Wahlkabine, wenn wir mitentscheiden, durch wen das Zusammenleben in unserer Gesellschaft in den kommenden Jahren geprägt wird.
Wenn wir uns über das mediale Phänomen False Balance bewusst sind, können wir leichter hinterfragen, worauf unsere eigenen Annahmen gegründet sind. Und die eigene Wahrnehmung ruckelt sich zurecht: Sind das wirklich zwei gleichwertige Meinungen, die wir da präsentiert bekommen? Oder ist eine davon eigentlich randständig und verdient viel weniger Aufmerksamkeit, als sie in den Nachrichten eingeräumt bekommt?
Dieser Artikel basiert auf einem Interview des Virologen Christian Drosten mit dem Online-Magazin Republik. Christian Drosten wurde durch den wöchentlichen NDR-Podcast Coronavirus-Update zu einer wichtigen Stimme der Wissenschaft.
Die Inhalte habe ich spontan auf kleinen Notizenzetteln visualisiert und im Anschluss als simple Handyfotos hier eingebaut. Better done than perfect! 😉 Zeitlicher Aufwand von der Zeichnung bis zur Veröffentlichung: 50 Minuten.
Mit Visualisierungen kannst du Abstraktes leichter verständlich machen – ohne Anspruch auf künstlerische Umsetzung oder „hübsche Bilder”. Es ist mir ein Anliegen zu zeigen, dass Visualisierung nicht kompliziert sein muss: Das kann jede:r!
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Liebe Viktoria, wow, dass ist ein faszinierender Artikel. Vielen Dank. Ich habe das noch nie so betrachtet und werde in Zukunft „False Balance“ bedenken, wenn ich mich in einem Gespräch überrumpelt fühle, oder auch meine eigene Meinung überdenken möchte. Mir ist in diesem Blog Artikel auch klar geworden, wie einprägsam Visualisierung funktioniert. Da mein Partner nur englisch spricht ist es evtl. auch für unsere Verständigung eine hilfreiche Methode. Danke.
Danke für diese Rückmeldung, liebe Eva. Ich freu mich sehr, dass der Artikel für dich sogar auf zwei Arten nützlich ist!