Fotos: Ute Gabriel
Lesezeit: ca. 11 Minuten | aktualisiert: 02.11.2021
Ein sonniger Oktober mit vielen Premieren: Vor lauter Neuerungen bin ich diesmal am Inktober gescheitert, habe eine neue Anleitung zum kostenlosen Download fertiggestellt, bin live interviewt worden, habe mir besondere Zeichnungen in einem besonderen Museum angesehen und hatte viel Spaß bei meinem ersten professionellen Fotoshooting. 😀
Der Inktober-Fail
Hilft es dir, mit Stichwortlisten als Anregung ins kreative Tun zu kommen? Mich hat es diesen Monat total gelähmt. Eigentlich wollte ich diesmal den kompletten Oktober als Inktober durchziehen: Jeden Tag eine kleine, einfache Grafik zu dem jeweils vorgeschlagenen Tagesstichwort machen. Ich hatte sogar schon vorher, als die offizielle Stichwortliste im September veröffentlicht wurde, ein erstes Braindrawing mit mir selbst veranstaltet: Ziel war, „erste“ Ideen zu sammeln, gedanklich reinzukommen und mich warmzuzeichnen.
Tatsächlich ist es dann bei dieser einen Ideenseite geblieben. Ich habe keine einzige weitere Inktober-Zeichnung gemacht, nicht einmal eine klitzekleine…
Und dabei stand Inktober als Stichwort immer wieder auf meinen Tagesplänen im Oktober – aber bezeichnenderweise immer nur als Stichwort ohne einen festen Platz in der Zeitleiste. Also entgegen meiner eigenen Empfehlung für den Umgang mit Aufgaben im Tagesplan. 🙈
Ich dachte mir nämlich so: Das muss ich nicht fest eintragen, das kann ich ja zwischendurch erledigen. So als Pausenaktivität zwischen zwei anderen „echten“ Aufgaben.
Pustekuchen!
Für mich hat sich damit wieder die Erkenntnis bewahrheitet:
„What isn’t scheduled doesn’t get done.”
Wenn ich es zeitlich nicht fest einplane, erledige ich es (meistens) nicht. Oder anders gesagt: Um etwas zu erledigen, muss ich es verbindlich einplanen. Diese Erfahrung mache ich immer wieder: Daher muss ich Prioritäten fest terminieren und ihnen einen realistischen Zeitblock im Tagesplan reservieren. So richtig mir Eintrag auf der Zeitleiste und geschätztem Zeitbedarf. Ein loses Stichwort am Rand reicht da nicht.
Auf der anderen Seite ist der Fail, etwas fest im Tagesplan zu verorten, für mich mittlerweile ein aufschlussreicher Indikator.
Wenn es mir schwerfällt festzulegen, wann genau ich denn heute etwas angehen will und es einfach nur am Rand des Tagesplans stehenbleibt, dann hat das immer einen guten Grund. Und wenn das über Tage so geht, dann sollte ich definitiv genauer hinschauen, was dahintersteckt und mich hindert. Hat es doch keine Priorität? Wo kommt der Widerstand her? Warum sabotiere ich diese Aufgabe? Das ist nicht immer sofort erkennbar, und es ist auch unangenehm, sich immer wieder mit den eigenen Widerständen zu befassen – aber auch diesmal hat es sich gelohnt.
Wenn ich gaaaanz ehrlich mit mir selber bin, hatte ich schon beim Warmzeichnen gemerkt, dass ich auf diese Wörterliste keine Lust habe. Keiner der Begriffe hat Resonanz erzeugt, nichts hat mich ungeduldig oder lustvoll zu Stift und Papier greifen lassen. Es schwang mehr so ein Pflichtgefühl mit: „Du solltest aber…“ Nur eingestehen wollte ich das mir nicht. Schließlich sollte ich doch auch als „gutes Beispiel“ in meinem Fortgeschrittenenkurs vorangehen, oder etwa nicht?
Ich hatte meinen Teilnehmerinnen als Aufgabe gestellt: Jeden Tag eine kleine Visualisierung, ohne künstlerischen Anspruch, einfach nur 5 Minuten täglich zum Dranbleiben. Und am Ende des Monats drüber freuen, was so alles quasi nebenher entstanden ist.
Für mich hatte das letztes Jahr super funktioniert. Diesmal aber hatte ich partout Widerstand gegen diese Wortliste, Tag für Tag mehr. Schließlich habe ich es dann (mit massiv schlechtem Gewissen!!!) sein gelassen. Statt gleich Anfang Oktober die bewusste Entscheidung zu treffen, selbst nicht bei der Aktion mitzumachen, hat mein schlechtes Gewissen immer wieder das Gedankenkarussell angeschubst: Du solltest jetzt aber auch… Du müsstest so langsam mal … Wie lange willst du es denn noch vor dir herschieben… Je mehr Tage du verstreichen lässt, desto schwerer kommst du rein…
Der schützende Persönlichkeitsanteil in mir hat sich dann einfach in stummem Protest verweigert. Die Arme vor der Brust verschränkt, woanders hingeguckt und das Stichwort Inktober konsequent ignoriert.
Passt es gerade ins eigene Leben?
Eine meiner Teilnehmerinnen hat mir dann, ohne dass sie es wollte, eine Lektion erteilt. Sie hat im Oktober als einzige aus dem Fortgeschrittenenkurs konsequent jeden Tag eine kleine Zeichnung gemacht. Wörtlich sagte sie: „… meistens nebenbei hingekritzelt“. Das heißt, ohne Anspruch auf besondere Ästhetik, einfach machen und fertig. Der Clou: Bei ihr schwang ein übergeordnetes Thema mit, das sie schon länger mit sich herumträgt. Und gar kein kleines: Es ging um ihren weiteren beruflichen Lebensweg. Das heißt, jede Visualisierung hatte bei ihr direkten Bezug zum echten Leben. Sie stand vor einer wichtigen Entscheidung und die tägliche Mini-Visualisierung hat dazu beigetragen, dass sie jeweils einen bestimmten Blickwinkel für sich bearbeitet und geklärt hat. In kleinen Schritten, Schritt für Schritt, Tag für Tag.
Das ist eine wunderbare Form des Selbstcoachings.
Aus einer banalen Wortliste hat sie kraftvolle Leitfragen für sich formuliert. An sich selbst, an ihre Erwartungen, an das Leben und überhaupt. Die daraus entstandenen Visualisierungen hat sie gut sichtbar liegen gelassen und zur weiteren Reflexion genutzt. Sie ist absolut kreativ (also im Wortsinn schöpferisch!) damit umgegangen. Mich hat das tief beeindruckt.
Bei ihr hat das tägliche 5‑Minuten-Zeichnen einen faszinierenden inneren Prozess in Gang gesetzt. Weil es für sie der richtige Zeitpunkt war. Weil sie etwas zu bearbeiten hatte. Es ist bei ihr auf fruchtbaren Boden gefallen, sie hat aber auch die Chance aktiv genutzt und konsequent umgesetzt. Durch die täglichen 5 Minuten sind ihre anfänglich (wahrscheinlich) diffusen Überlegungen als einfache Zeichnungen manifest geworden. Auf Papier. Sichtbar. In der Hand haltbar. Händelbar. Für mich ist das ein großartiges Beispiel dafür, wie funktionelle Visualisierung zur Klärung von Gedanken und zur inneren Klarheit beitragen kann. Und ich bin sehr dankbar dafür, dass sie das im Gruppenkurs mit uns allen geteilt hat.
Mich hat es daran erinnert: Ich kann meine Kreativität nicht erzwingen. Bei mir hat der Gedanke an das tägliche Inktober-Stichwort ein Gefühl von Enge ausgelöst. Es ist mir in diesem Jahr nicht gelungen, den Inktober in Bezug zu meinem Alltag zu setzen. Und das ist in Ordnung. Meine Energie war gerade in anderen Dingen und Aktivitäten gebunden.
Deswegen bin ich meiner inneren Wächterin sehr dankbar, dass sie sich so erfolgreich gesperrt hat. Denn: Es hätte mich zu viel mentale Energie gekostet, das auch noch als zusätzliche Arbeitsaufgabe in meinen Tagesablauf reinzuquetschen. (Nach Arbeit und Quetschen fühlte es sich nämlich an, die simple Freude aus dem letzten Jahr war einfach weg.)
Neu erschaffen: Kostenlose Anleitung „Von To Do zu Done“
Ta-daaaa! Ich bin stolz wie Oskar, dass ich diesmal von der konkreten Idee bis zur Umsetzung nur fünf Tage gebraucht habe:
Die ganze Wahrheit ist aber, dass ich vom unkonkreten Wunsch bis zur konkreten Idee schon seit mindestens vier Monaten darauf herumgedacht habe: Was könnte ich als neues Angebot zum kostenlosen Download anbieten? Der Wunsch war nämlich, mein bisheriges Freebie (die Sketchnote-Starthilfe) endlich von der Website nehmen zu können.
Ich halte die Starthilfe immer noch für ein super Tool, aber sie passte in der Form schon lange nicht mehr zu meinem Trainingsangebot. Denn auch das hat sich weiterentwickelt. Die Beschränkung auf Sketchnotes (aka visuelle Notizen), tja, das war einmal. Es gibt noch sooooo viel mehr clevere Möglichkeiten, sich den Alltag mit visuellem Denken leichter zu machen… visuelle Notizen sind nur ein kleiner Ausschnitt davon.
Meine neue kostenlose Anleitung „Von To Do zu Done“ setzt daher viel niederschwelliger an und greift ein Alltagsproblem auf: Die überquellende To-Do-Liste, die man von Tag zu Tag so durch die Arbeitswoche schleift. Ein visueller Tagesplan (der – Ehrenwort! – komplett ohne Zeichnungen auskommt) hilft, in 7 Schritten zu einer realistischeren Planung deiner Aufgaben zu kommen.
Hier kannst du dir Anleitung kostenlos herunterladen:
Zum Download
Herbstgespräche: Zu Gast bei Ulli Lang
Eine weitere Première in diesem Jahr: Mein erstes Live-Interview im Internet. Mensch, war ich vorher aufgeregt!
Ulli Lang hat zu Herbstgesprächen eingeladen und viele wunderbare Frauen haben zugesagt. Ich habe mitgemacht, weil ich den Gedanken hinter der Reihe wichtig finde: Noch mehr Frauen zu ermutigen, sich online selbständig zu machen.
Jede von uns bringt ihre eigene Geschichte mit, wir alle haben unterschiedliche Biografien, unterschiedliche Berufe. Was uns aber eint, ist, dass wir uns getraut haben, ein Online-Business zu gründen. Weil es dafür nicht den einen „richtigen“ Weg gibt, zeigt Ulli in ihrer Gesprächsreihe die Vielfalt an möglichen Ansätzen, Werten und Haltungen.
Ich zum Beispiel bin eher sicherheitsorientiert. Trotz meiner 12-monatigen Weiterbildung zur zertifizierten Trainerin hätte ich aus meiner Festanstellung (Typ: Angstgestellte) heraus nie Knall auf Fall gekündigt. Schon gar nicht, um mich ins Blaue hinein selbständig zu machen. Deshalb habe ich nebenberuflich gegründet und erstmal getestet, wie mein Angebot als Visualisierungstrainerin angenommen wird. Ausprobiert, mit wem ich Zusammenarbeiten will (YES! tatkräftige, motivierte Frauen mit klaren Werten und Haltung) und mit wem nicht (Behörden? Ganz schwierige institutionelle Kunden…).
Ich hatte die Wahl, WIE und WANN ich mich selbständig mache und empfinde das auch als Privileg: Ich musste nicht gründen, ich wollte. Und zwar unbedingt.
Weil all dieses ungenutzte Potential endlich in die Welt wollte! Mit einem regelmäßigen Monatseinkommen im Rücken hatte ich die Zeit auszuprobieren, zu testen, Fehler zu machen, nicht passende Anfragen selbstbewusst abzulehnen – ohne die Sorge, ob ich auch im nächsten Monat noch meine Miete zahlen kann.
Nebenberuflich gründen hat aber auch Nachteile. Ein wesentlicher Faktor ist Zeit: Nicht Vollzeit am eigenen Unternehmen arbeiten zu können. Dafür aber abends, am Wochenende und im Urlaub zu arbeiten. Der Unternehmensaufbau dauert dadurch länger. Manchmal eine Gratwanderung: Sich genug Zeit zu nehmen für Familie, für die eigene Erholung, für Freunde.
Die Aufzeichnung des Herbstgesprächs mit Ulli Lang findest du hier:
Was im Oktober 2021 sonst noch so los war
Philibert & Fifi im NS-Dok Köln
Meine Ausstellungsempfehlung: Philibert & Fifi. Karikaturen und Zeichnungen eines französischen Zwangsarbeiters. So interessant, dass mein Liebster und ich einen sonnigen Herbstnachmittag lieber drinnen verbracht haben als am Rhein bei bestem Wetter spazierenzugehen.
Läuft noch bis zum 30. Januar 2022. Wer es nicht nach Köln schafft, kann im Internet einen 360°-Rundgang durch die Ausstellung machen. Oder sich „Philibert & Fifi – Karikaturen und Zeichnungen eines französischen Zwangsarbeiters“ als Buch bestellen: NS-Dok Eigenverlag, Köln 2021. Text: Deutsch, Englisch, Französisch; Hardcover, Fadenbindung, 272 Seiten, 15 Euro. Bestellungen über nsdok@stadt-koeln.de
Fotoshooting mit Üt
Selfies für die Blogbeiträge und auf Social Media? Schön und gut, nur: So langsam bin ich es müde… Es wird Zeit für professionelle Fotos! Über Empfehlung bin ich auf die Fotografin Ute Gabriel aufmerksam geworden. Die Chemie zwischen uns hat von Anfang an gestimmt und so ist es ein sehr lustiges Shooting geworden. Auf die Bilder, aus denen ich dann die finale Auswahl treffen darf, bin ich schon vorfreudig gespannt!
Bilder & Video: Ute Gabriel
Und hierüber habe ich im Oktober 2021 gebloggt
10 Tipps an mein 10 Jahre jüngeres Selbst
Wäre es gut, eine Zeitreise machen zu können? Zu einem jüngeren Ich, um sich selbst beraten zu können? Welche Tipps hätte ich vor 10 Jahren gebraucht auf meinem Weg in die Selbständigkeit?
12 von 12: Oktober 2021
An jedem 12. eines Monats findet das Fotoprojekt „12 von 12“ statt. Mein Dienstag in 12 Bildern: Von Schietwetter, einem Dachbodenfund, dem Schönen von Elmpt und einem Fahrradausflug.
Anleitung:
Wie kommt eine handgemachte Zeichnung in den Blog?
Zwei Versionen: Eine, für die du nur Stift, Papier und Handy brauchst. Und eine etwas ambitioniertere. (Funktioniert auch für Powerpoint und andere digitale Formate.)
Wenn du noch ein bisschen näher dran sein willst an dem, was bei mir so passiert, welche neuen Projekte ich starte oder welche Trainings aktuell sind, dann abonniere gerne hier meinen Newsletter:
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Liebe Viktoria, bei den widerstreitenden Persönlichkeitsanteilen bin ich sowas von bei Dir! 😉 Du beschreibst das ganz wunderbar. Auch an den Bildern (sowohl die von Dir als auch die kleinen Zeichnungen Deiner Kursteilnehmerin) kann ich mich gar nicht sattsehen – und entdecke bei jedem Gucken noch etwas.
Vielen Dank fürs Mitnehmen!
Sabine